„Letzte Pinselstriche“ für die Johannes-Passion in der Auferstehungskirche

„Letzte Pinselstriche“ für die Johannes-Passion in der Auferstehungskirche

„Letzte Pinselstriche“ für die Johannes-Passion in der Auferstehungskirche

# Kirchenmusik

„Letzte Pinselstriche“ für die Johannes-Passion in der Auferstehungskirche

Nach rund 15 Jahren steht die Johannes-Passion von Johann Sebastian Bach wieder in der Kurstadt auf dem Programm. Wie viel Einsatz kostet so eine Abend mit Bachs Meisterwerk? Kreiskantor József Opicz kennt die genaue Antwort: „Es waren Monate intensiver Probenarbeit, aber jetzt freuen wir uns mit rund 80 Sängerinnen und Sängern der Kantorei an der Auferstehungskirche, den Solistinnen und Solisten und dem Barockorchester Le Chardon, dieses monumentale Meisterwerk des Barocks aufführen zu dürfen. Ein solches Zusammenspiel bedeutet auch für gut trainierte Sängerinnen und Sänger viel Aufmerksamkeit und Ausdauer.“ Am vergangenen Wochenende kamen nun die Mitglieder der Kantorei an der Auferstehungskirche zu einem letzten Probensamstag zusammen, um sich auf ihren großen Auftritt am 29. März in der Auferstehungskirche vorzubereiten.

Die Johannes-Passion ist eine von Bachs nur zwei überlieferten Vertonungen der neutestamentarischen Leidensgeschichte. Der Leipziger Barockkomponist hatte vermutlich schon als Frühdreißiger in Weimar eine Passion geschrieben und aufgeführt – ein ambitioniertes Projekt selbst für gestandene Komponisten. Bachforscher vermuten, dass Teile dieses Werks in die Johannespassion eingeflossen sind, die vor 301 Jahren, am Karfreitag 1724, in der Leipziger Nikolaikirche uraufgeführt wurde. Nach dem Tod des Komponisten verschwanden die Passionen für 75 Jahre aus dem aktiven Musikleben. Doch spätestens seit ihrer Wiederentdeckung durch die Generation um Mendelssohn-Bartholdy haben sich die erhaltenen Passionsvertonungen fest in der Kirchenmusik etabliert. Als musikalische Großereignisse, sei es in ihrer ursprünglichen liturgischen Bestimmung im Gottesdienst oder auch durch ihre Weiterverwendung in Film und Fernsehen, sind Bachs Johannes- und Matthäus-Passion selbst Kirchenmusiklaien bekannt.

Wie viel die Johannes-Passion Bach bedeutete, zeigt sich darin, dass er sie in seiner Lebenszeit viermal aufgeführt hat, zuletzt 1749, kurz vor seinem Tod. Er griff in dieser Version auf die 1724er Urfassung zurück, was 31 Rezitative, 12 Choräle, 10 Arien, 15 Turba-Chöre sowie die stimmgewaltigen Anfangs- und Schlusschöre umfasst – ein monumentales Werk von etwa zwei Stunden Länge.

Das bedeutet viel Arbeit für die Mitwirkenden: Der Probentag am Samstag war für die vielen Dutzend Mitwirkenden ein besonderer Tag, aber nur einer von vielen in den Wochen und Monaten der Vorbereitung. „Die Aufführung steht vor der Tür. Wir setzen noch die letzten Pinselstriche auf die Leinwand. Wir freuen uns aber sehr, das fertige Werk bald aufführen zu können. Die Spannung steigt Tag für Tag“, wie Kreiskantor József Opicz zugibt. Die Kantorei an der Auferstehungskirche führte die Johannes-Passion zuletzt 2010 und 1995 auf, jeweils mit den damals amtierenden Kantoren Harald Sieger und Klaus-Peter Meyer.

Nicht nur musikalisch setzt man sich in der Kurstadt im Detail mit der Johannes-Passion auseinander. Am Abend vor dem Probetag stellte Kirchenmusikdirektorin i.R. Christa Kirschbaum im Gespräch mit Dr. Christian Hohmann kritische Fragen an das Werk, das in der Dramatisierung der Leidensgeschichte Christi auch antijudaistische Motive tradiert. Christa Kirschbaum befasst sich seit Jahren mit der Frage „Antijudaismus bei Bach?“ und wie mit diesem Erbe verantwortlich umgegangen werden kann. In der Diskussion mit Mitgliedern der Kantorei betonte sie, dass es nicht darum gehen kann, das Werk nicht mehr aufzuführen. Stattdessen müsse man bedenken „wie bereite ich eine Aufführung vor, was kann während der Aufführung geschehen, was kann nach der Aufführung angeboten werden“, z.B. innerhalb des Stückes Unterbrechungen einzubauen oder nach schwierigen Passagen eine Stille zu erlauben. Viele Fragen wurden an diesem Abend gestellt und dank des auch biographisch angelegten Vortrages neue Einsichten in den Umgang mit diesem besonderen kirchenmusikalischen Erbe gefunden.

Alexander Hermelink, der für den Freundeskreis Kirchenmusik an der Auferstehungskirche die Werbung und den Ticketvorverkauf für die Johannes-Passion unterstützt, freut sich über die große Resonanz in der Kurstadt: „Schon einen Monat vor der Veranstaltung war fast die Hälfte der Karten verkauft.“ Trotzdem kann er weitere Interessenten beruhigen: Es sind noch Karten im Vorverkauf online und an den üblichen Verkaufsstellen erhältlich. 

Dies könnte Sie auch interessieren