Aus Gemeindehaus wird Dorfzentrum

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Aus Gemeindehaus wird Dorfzentrum

Aus kreativen Plänen wird mit den Beschlüssen des Vlothoer Rates vom letzten Donnerstag greifbare Realität: Stadtpolitik, Feuerwehr, Kirche und der Verein Exter-Dorf aktiv e.V. ziehen an einem Strang und haben sich auf die Übernahme des kirchlichen Gebäudes durch die Stadt und dessen Nutzung durch den Verein verständigt. Auf dem Areal neben der Autobahnkirche sollen ein neues Feuerwehrhaus für die Löschgruppe Exter und ein ganz neuer Dorfmittelpunkt im ehemaligen Gemeindehaus Platz finden. Im neuen Jahr kann das Modellprojekt an den Start gehen.

Die ehrgeizigen Pläne sind älter als der vor drei Jahren gegründete Verein Exter-Dorf aktiv e.V., erklärt August-Wilhelm König, Ortsvorsteher in Exter und Vertreter des Vereins. Schon 2012 hatte die damalige Kirchengemeinde Exter, jetzt Teil der Ev. Kirchengemeinde Vlotho, unter Pfarrer Ralf Steiner angesichts der demographischen und finanziellen Entwicklungen Überlegungen zur Bewirtschaftung des großen Gemeindehauses an der Autobahnkirche angestellt. Mehr Fahrt nahmen die Planungen in der Coronazeit auf, als das im Gemeindehaus untergebrachte Testzentrum breitere Bevölkerungsgruppen auf das attraktive Areal oberhalb des Ortes aufmerksam machte. Aus der Öffnung des kirchlichen Gebäudes für andere Nutzer wurde die Vision eines ganz neuen Dorfmittelpunkts für Exter. 

Immer ein wenig im Spagat zwischen der Kernstadt Vlotho und dem historischen Bezug nach Herford hat Exter eine ganz eigene Identität und Sinn für Eigeninitiative entwickelt. „Exter steht für starke Gemeinschaft“, sagt Bürgermeister Rocco Wilken mit Blick auf Initiativen wie Exter-Dorf aktiv e.V.. Was nicht aus den Amtsstuben an Weser und Werre hoch nach Exter kam, musste halt vor Ort selbst gemacht werden - so war es schon beim Bau der Kirche im Jahr 1666.

Pfarrhaus weicht der neuen Feuerwehrzentrale

Das Areal in der Nähe der A2, die sich beim Ortstermin lautstark bemerkbar macht, hat viel Potenzial als neues Zentrum für das örtliche Leben und besonders die örtliche Feuerwehr. Das ehemalige Pfarrhaus soll daher aufgegeben werden. An seiner Stelle soll auf 3500 des insgesamt über 8000 Quadratmeter großen Geländes ein ganz neues Feuerwehrzentrum entstehen. Mit eigener Ein- und Ausfahrt für die Wagen der Feuerwehr wird es baulich getrennt vom jetzigen Gemeindehaus, aber es soll eine gute Nachbarschaft werden: „Die Feuerwehr ist Bestandteil des dörflichen Lebens“, erklärt Ralf Meise, Leiter der Löschgruppe Exter.  

Mit vier Stellplätzen für Fahrzeuge und Gerät und modernen Umkleide- und Sozialräumen für die 30 Aktiven soll die Löschgruppe in Exter zukunftssicher aufgestellt werden, betont Torsten Sievering, der die Feuerwehren der Stadt Vlotho verantwortet  - ein Quantensprung weg von den beengten und, in den hektischen Minuten bevor es zum Einsatz geht, auch unfallträchtigen Verhältnissen im jetzigen Feuerwehrhaus. Nach dem Neubau des Feuerwehrhauses in Uffeln und Umbauten wie in Steinbründorf ist Exter der nächste große Schritt in der Generalmodernisierung der Vlothoer Wehren, ein „Mammutprojekt“, wie Rocco Wilken zugibt. Der Planungshorizont liege bei ungefähr 3,5 Jahren, und bevor die Bagger anrücken, könnten sicher noch mehr als zwei Jahre vergehen.

Kirchengemeinde als Teil der neuen Nutzergemeinschaft

Die Ideen für Exter sind ein wichtiger Teil des Gebäudekonzepts, das sich die Kirchengemeinde im Zuge ihrer Vereinigung gegeben hat. Die dort beschlossene Konzentration auf die neue Mitte in St. Stephan bedeutet, dass sich die Präsenz der Kirche in den Ortsteilen ändern wird. Die Planung in Exter verändere bereits etwas in den Köpfen, erklärt Pfarrerin Geeske Brinkmann. Die Kirchengemeinde wird vom Hausherr zu einer der ingesamt 40 Nutzergruppen, die im Verein vertreten sind. „Wir müssen jetzt zusammen mit den anderen gestalten“, sagt die Pfarrerin, die um die Bedeutung solcher Orte weiß. „Wir Menschen brauchen Gemeinschaftsorte, an denen wir Gemeinschaftsleben gestalten können.“ Die Kirchengemeinde ziehe sich also nicht zurück, sondern bleibe präsent und ansprechbar, mitten im neuen Dorfzentrum. 

Geeske Brinkmann

„Wir Menschen brauchen Gemeinschaftsorte, an denen wir Gemeinschaftsleben gestalten können.“

Geeske Brinkmann

Auch wenn das Gemeindehaus bereits 2002 barrierefrei umgestaltet und der Saal 2011 energetisch saniert wurde, erwarten alle Beteiligten weiteren Planungs- und Umbauaufwand. „Das Gebäude ist zurzeit nur für kirchliche Zwecke vorgesehen“, erklärt der Bürgermeister Rocco Wilken. Für das neue Nutzungskonzept seien daher ein neuer Blick auf den Brandschutz und weitere Planverfahren nötig, doch die Vertreter der Stadt und des Vereins sind optimistisch: Am 1. Januar kann das Gebäude übergeben werden und die eigentliche Aufbauarbeit beginnen. Finanziell möglich werden soll das Ganze durch Leader-Fördermittel der EU für die Entwicklung des ländlichen Raums und viel personellen und finanziellen Einsatz durch den Verein.

Dorfcafé und Dorfterrasse

Dass solche Planungen aber nicht alleine auf ehrenamtlichen Schultern liegen können, betont auch August-Wilhelm König. Bewusst wurde daher die Schaffung einer Teilzeitstelle in die Planung einbezogen, die sich um die praktischen Details des Nutzungsübergangs, um die Vermietung und Verwaltung des kommenden Dorfzentrums und ganz einfach um die täglichen Belange im Haus kümmern soll. Schon jetzt lockt das Gemeindehaus über 3500 Nutzer im Jahr an, und es soll weiterhin auch für kirchliche Veranstaltungen, von Posaunenchorproben bis Trauercafés, zur Verfügung stehen. Zu den kirchlichen Gruppen sollen die anderen Vereine und Akteure der Ortsgemeinschaft treten, und auch private Feiern sollen möglich sein. 

Der langjährige Ortsvorsteher hat dazu noch ein Herzensprojekt für das Gemeindehaus vor: die Dorfterrasse. Der große Saal des jetzigen Gemeindehauses soll zur Rückseite hin geöffnet werden und den, trotz der nahen A2, attraktiven Blick auf die Umgebung freigeben. Hier, hofft August-Wilhelm König, werden sich in naher Zukunft die Menschen aus Exter und Umgebung zum Dorfcafé, zum Gespräch und zum Klönen treffen können.

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