Den Löffel gibt man nicht freiwillig ab, außer man gehört zum Team der PopUp-Kirche im Ev. Kirchenkreis Vlotho. Denn zur jüngsten Aktion der kreativen Truppe beim Late-Night-Shopping in Vlotho gab es für Besucherinnen und Besucher nicht nur eine Gelegenheit für Seelsorgegespräche, einen warmen Punsch und selbstgestaltete Erinnerungskerzen, sondern auch ganz besondere Löffel mit einem Bibelspruch zum Mitnehmen.
„Wir wollten uns dem Thema Tod und Trauer mal auf eine etwas andere Art nähern“, erklärt Gesina Prothmann. Die Pfarrerin und Krankenhausseelsorgerin am Herz- und Diabeteszentrum Bad Oeynhausen ist Teil der PopUp-Kirche und war bei der abendlichen Aktion in Vlotho mit dabei. „Die Novembertage sind traditionell eine Zeit des Erinnerns und Gedenkens, aber wir wollten auf die Zeit vor dem Abschied schauen. Was wollen die Menschen noch erleben?“
Zusammen mit ihren fünf Kolleginnen im mittlerweile gewachsenen Team der PopUp-Kirche hat sie den Abend auf dem Markt an der Kirche St. Stephan verbracht. Mit dabei war dieses Mal eine große Tafel, auf der die Besucherinnen und Besucher ihre Wünsche und Träume, ihre Bucketlist für ihr Leben, festhalten konnten. Von „Ohrlöcher stechen lassen“ bis zu großen Lebensplänen und -wünschen war alles dabei. Und immer wieder die Erkenntnis: Es sind nicht Dinge, an die dabei gedacht wird, sondern die Menschen, die einem am wichtigsten sind. Frieden in der Familie wurde gewünscht, „mit meiner besten Freundin die Welt bereisen“ oder „meinen Schatz glücklich machen“. Glück und Träume verwirklicht niemand alleine, sondern immer mit dem Mitmenschen.
„Bei älteren Besucherinnen und Besuchern haben wir auch nach ihren Jugendträumen gefragt und geschaut, wie viele sie davon verwirklichen konnten“, erzählt Gesina Prothmann. Gelegenheit für Gespräche gab es genug, denn der Pavillon der PopUp-Kirche hatte magnetische Wirkung auf die Late-Night-Shopper. Viele Familien mit Kindern waren vom Laternenumzug gekommen und gestalteten zusammen Windlichter. Manche waren überrascht, sechs Pfarrerinnen und Vikarinnen im Talar beim Shoppingevent anzutreffen. Andere waren bereits Fans und Follower der PopUp-Kirche und ausdrücklich dafür in die Weserstadt gekommen.
Zur PopUp-Kirche gehören neben den angehenden Pfarrerinnen Hannah Steiner und Johanna Oevermann auch Pfarrerinnen Theodora Beer, Linda Stucke-Troks, Gesina Prothmann und die Vlothoer Gemeindepfarrerin Geeske Brinkmann. Diese war bei der Aktion an ihrer Heimatkirche besonders gefragt, da viele Ortsansässige die Gelegenheit für ein Gespräch mit ihrer Pfarrerin nutzten. Aber auch die anderen waren bis zum Ende des Abends auf den Beinen, denn aus der anfänglichen Überraschung über das unerwartete Thema entstanden viele Seelsorgegespräche rund um den Pavillon der PopUp-Kirche.
Mit Aktionen wie dieser bringt das Team der PopUp-Kirche die Kirche raus aus der Kirche und hin zu den Menschen. Für die kreativen Ideen hat das Team erst vor wenigen Wochen den Atelierspreis des kirchlichen Innovationsfonds „TeamGeist“ gewonnen. Die Förderung der Landeskirche wird genutzt werden, um auch im neuen Jahr weiter die Menschen im Kirchenkreis Vlotho zu überraschen und für Kirche zu begeistern.