Von Kleidern und Liedern: Faszinierender Liederabend mit Eike Tiedemann und Līga Auguste in St. Stephan Vlotho

Erstellt am 04.03.2023

Im Gemeindehaus St. Stephan in Vlotho begeisterten Kantorin Līga Auguste und Mezzosopranistin Eike Tiedemann mit einem Programm, das nicht so häufig erklingt. Sowohl inhaltlich als auch durch mehrere Kleiderwechsel der Sängerin spannte das Thema Kleid einen Bogen über den unterhaltsamen Liederabend.

Britische Töne und ein Kleid aus Windsor im Vlothoer Gemeindehaus

Zu Beginn nahmen die beiden Musikerinnen ihr Publikum mit nach England und ließen emotionale barocke Lieder von Henry Purcell und John Dowland erklingen. „Very british“, merkte Christian Tiedemann, der den Abend moderierte, an. Er verriet, dass Eike das Kleid, das sie dabei trug, bei einem Besuch in Windsor gekauft hat: „Wir wollten das Schloss besichtigen, hätten aber vier Stunden in der Schlange warten müssen. Da haben wir uns lieber den Ort angeschaut und dabei dieses Kleid gefunden.“ Līga Auguste brachte mit ihrer Klavierimprovisation, in der das bekannte Kinderlied „Grün, grün, grün sind alle meine Kleider“ anklang, das Publikum zum Schmunzeln. Bei der Alt-Arie „Leget euch dem Heiland unter“ aus Johann Sebastian Bachs Kantate „Himmelskönig, sei willkommen“ (BWV 182) griff Christian Tiedemann zu seiner Querflöte. „Die Flötenpartie ist obligat, das heißt eigenständig. Sie antwortet auf Gesang und Klavier“, erläuterte er.

Haben musikalisch und kleidungstechnisch das Publikum begeistert (von links): Kantorin Līga Auguste, Mezzosopranistin Eike Tiedemann und Christian Tiedemann an der Querflöte.

Frauenbild im 19. Jahrhundert

Nach der Pause sang Eike Tiedemann den Liederzyklus "Frauenliebe und -leben" op. 42 von Robert Schumann. Er vertonte im Jahr 1840 Gedichte Adelbert von Chamissos, die ein weibliches Leben im 19. Jahrhundert von der ersten Verliebtheit bis zum Verlassen werden thematisieren. „Dienen, stille Häuslichkeit und Familienglück, ein Leben, das sich einzig durch Liebe zu Mann und Kindern definiert. Am Ende bleiben Weltflucht und Witwenschleier. Ein Zeitdokument des Biedermeier, das Haltung zeigt. Sowohl Komponist als auch Dichter waren Männer“, sagte Christian Tiedemann über den Zyklus, an dessen Ende das Klavier allein übrig bleibt und musikalisch Rückschau hält. „Der alte Blüthner-Flügel hier im Gemeindehaus ist ein Geschenk und Klangideal für diesen Liederzyklus. Denn er wurde in Leipzig gebaut, wo Robert und Clara Schumann lebten“, so der Moderator.

Publikum auf Rästeljagd

„Finden Sie heraus, wo in der Improvisation Kleid vorkommt“, forderte Christian Tiedemann auf. Gespannt lauschte das Publikum, wie Līga Auguste den Choral „Geh aus mein Herz“ vielfältig interpretierte. „Mit einem grünen Kleide“ lautet ein Vers der zweiten Strophe. In „Ein Ton“ von Peter Cornelius ist der Name Programm. Während der Klavierpart durch die Tonarten wandert, singt die Sängerin nur auf einer einzigen Tonhöhe. „Ein Unikat“, so Christian Tiedemann. Zum Vergnügen der Gäste wiederholten die beiden Musikerinnen das kurze Lied. Zwei Tonhöhen für die Sängerin hatte Gioacchino Rossini in seinem „Ave Maria“, komponiert. Mit stehenden Ovationen und reichlich Applaus bedankten sich die Gäste für den kurzweiligen Liederabend. Als Zugabe ließen die drei Mitwirkenden Ernst Reiters „Am Meere“ erklingen.

Mezzosopranistin Eike Tiedemann begeisterte nicht nur mit ihrem Gesang die Besucher im Gemeindehaus St. Stephan, sondern auch mit ihren vielfältigen Kleidern, die sie zum Liederabend mitgebracht hatte.