Gemeindeversammlung in Exter: Pfarramtliche Verbindung der Vlothoer Gemeinden öffnet den Weg in die Zukunft

Erstellt am 01.12.2021

von Gabriela Peschke

Die sechs Gemeinden in Vlotho gehen ab Januar 2022 eine sogenannte „Pfarramtliche Verbindung“ ein, einen solidarischen Zusammenschluss weiterhin selbständiger Kirchengemeinden. Was das im Detail bedeutet und welche Auswirkungen dies im Besonderen für die Gemeinde Exter Bonneberg hat, darüber informierte Superintendentin Dorothea Goudefroy gemeinsam mit dem Presbyterium und den betroffenen Pfarrerinnen und Pfarrern am Dienstag in einer außerordentlichen Gemeindeversammlung in Exter.

Gerd Schormann, aktuell Vorsitzender des Presbyteriums der Kirchengemeinde Exter Bonneberg, begrüßte die anwesenden Gemeindemitglieder und führte durch die Gemeindeversammlung. Superintendentin Dorothea Goudefroy erklärte, warum die Pfarrstelle nach dem Ausscheiden von Ralf Steiner nicht mehr nachbesetzt werden kann. Vielmehr werden Exter und Bonneberg künftig durch die Gemeinschaft der Pfarrerinnen und Pfarrer in Vlotho versorgt, die sich zusammen die Verantwortung für alle sechs Gemeinden teilen.

Gerd Schormann räumte ein, dies habe im Presbyterium zunächst für, so wörtlich, „Frustration“ gesorgt. Über die Jahre von Pfarrer Ralf Steiner bestens betreut, sei „lebhaft gerungen“ worden, um die Nachfolge zu sichern. Doch dagegen sprechen Zahlen und Fakten: „Auf rund 3.000 Gemeindemitglieder entfällt rechnerisch eine Pfarrstelle. Für die sechs Gemeinden in Vlotho mit knapp 10.000 Menschen stehen somit dreieinhalb Stellen zur Verfügung. Diese sind bereits durch die vier Pfarrerinnen und Pfarrer in Vlotho besetzt“, erklärte Superintendentin Dorothea Goudefroy.

Pfarrerin Renate Wefers (links) wird Vorsitzende des Presbyteriums Exter Bonneberg. Sie informiert über die zukünftige Zusammenarbeit der Vlothoer Pfarrerinnen und Pfarrer.

Bereits jetzt unterstützen sich die Seelsorger in einer solidarischen Gemeinschaft, zum Beispiel bei Urlaubs- oder Krankheitsvertretungen oder in gemeinsamen Projekten. Neu ist, dass künftig aus dem PfarrerInnen-Pool alle Gemeinden versorgt werden. Dabei werden die Zuständigkeiten nach Kompetenzen und Kapazitäten bestmöglich verteilt: die Seelsorge, die Kasualien, die Verantwortung für die Autobahnkirche, die Betreuung der Konfirmandinnen und Konfirmanden, überregionale Sonderprojekte. Die direkte 1:1-Betreuung zwischen Gemeinde und zuständigem Seelsorger jedoch entfällt. „Wenn wir als Kirche Zukunft haben wollen, müssen wir Ressourcen bündeln“, betonte Superintendentin Dorothea Goudefroy angesichts rückläufiger Mitgliederzahlen und vielen anstehenden Ruheständen, denen wenig theologischer Nachwuchs gegenüberstehe. Dass sich sechs Gemeinden zu einer pfarramtlichen Verbindung zusammentun sei in der Evangelischen Kirche von Westfalen bislang einzigartig.

Pfarrerin Renate Wefers, hauptamtlich bisher zuständig für die Gemeinde Uffeln, wird in der neuen Konstellation eine Schlüsselposition besetzen: Sie tritt die Nachfolge von Stefanie Schröder als Vorsitzende des Presbyteriums Exter Bonneberg an. „Ich freue mich auf Sie als Gemeinde – und ich bitte um Ihre Unterstützung, damit wir gemeinsam nach vorne blicken können“, sagte die Pfarrerin. Dafür wurden ihr spontan Beifall gespendet und Wertschätzung bekundet.

„Christus allein ist der Grund, warum wir Kirche sind“, betonte die Seelsorgerin und erinnerte daran, dass weder Gebäude, noch Formalien oder lieb gewordene Gewohnheiten die Entwicklung in der Kirche prägen dürften. „Ecclesia semper reformanda“, zitierte sie und forderte die Anwesenden auf zu konstruktivem „Umbau“ ihrer Kirche.

„Wenn wir als Kirche Zukunft haben wollen, müssen wir Ressourcen bündeln“, betonte Superintendentin Dorothea Goudefroy.