„Was für ein Glück, Euch beide heute bei uns zu haben!“, begrüßte Pfarrerin Katja Jochum die beiden Stars des Abends, Nicole Hartsieker und Mulo Francel. Fast 150 Menschen hatten sich auf den Weg gemacht, den beiden zuzuhören und sich von ihrer Spielfreude und Virtuosität begeistern zu lassen. Für Nicole Heartseeker, wie sie sich im Spiel mit ihrem Namen nennt, war es ein Heimspiel an der Orgel, an der sie gelernt hatte. Erste Worte am Mikro fielen ihr entsprechend schwer: „Ich kann jetzt gerade gar nichts mehr sagen. Das ist doch sehr berührend, wieder hier zu sein.“
Nicole Hartsieker hatte nach ihren sehr frühen Anfängen ihr Orgelstudium mit nur 15 Jahren bei Professor Weinberger in Detmold als Jungstudentin begonnen. Meisterklassen folgten in München, Salzburg und Wien, und die Stiftung Live Music Now von Yehudi Menuhin nahm sie als Stipendiatin auf. Heute reicht ihr Repertoire vom Barock bis ins 21. Jahrhundert.
In der Zusammenarbeit mit dem Jazzmusiker und zweifachem Echopreisträger Mulo Francel hat sie begonnen, experimentelle und improvisatorische Projekte umzusetzen. Der Vollblutmusiker Francel, dem das Magazin Kulturnews den „derzeit sinnlichsten Saxophonsound Europas“ zuschreibt, lotet mit seiner extravaganten Spielweise die Grenzbereiche zwischen Jazz, Klassik und Weltmusik aus.
Bis zur Pause konnten alle Sommerstimmung pur, Leichtigkeit, musikalischen Witz und Herzergreifendes genießen. Bekanntes wie „Lascia ch’io pianga“ von Händel berührte in ihrem Klangdialog wie die Musik es für Goethe auf seiner Italienreise tat: „Bestimmt war er einsam“, so Francel. "Wir wollten ihn ein wenig trösten.“ Mit Esprit führten Francel und Heartseeker in die Stücke ein. Die Geschichte vom zeitgenössischen Komponisten, der in einem Café von einem sehr kleinen Hund gebissen wird, ging mancher Konzertbesucherin noch in der Pause intensiv nach: „Ich hatte das richtig vor Augen.“
Mit Musik Geschichten erzählen. Klangräume öffnen für Ohr und Geist. Bewegt werden durch Tangoklänge. Staunen, wie eine Orgel jubeln, klagen, locken, auffordern kann, wie eine Mandoline vorsichtige, werbende Annäherung, südliche Klänge und Urlaubsgefühl in einen Raum bringt. Knistern im Tangodialog von Orgel und Saxophon: All das steckte in der SommerAbendMusik. Am Ende schien der Schmetterling als Liebesbote, der einem alten neapolitanischen Lied im Miteinander von Klavier und Gitarre entsprang, noch durch die Eidinghausener Kirche zu schweben.
„Wir hoffen, dass wir mal wieder hier spielen dürfen“, so Nicole Hartsieker bei ihrer Verabschiedung. Mulo Francel stimmt ihr im Nachgespräch ausgesprochen gutgelaunt zu: „Wir machen das jetzt einmal im Jahr." Die Evangelische Kirchengemeinde Eidinghausen-Dehme nimmt ihn gerne beim Wort und freut sich auf Fortsetzung.