Pfarrerinnen und Pfarrer tauschen sich mit Kollegen der IERP aus Argentinien über interkulturelle Arbeit aus

Erstellt am 29.06.2022

Besonderer Besuch bei der monatlichen Pfarrkonferenz im Evangelischen Kirchenkreis Vlotho: In der Auferstehungskirche am Kurpark in Bad Oeynhausen waren neben den Pfarrerinnen und Pfarrern aus den Gemeinden und Arbeitsbereichen in Bad Oeynhausen, Vlotho, Gohfeld und Porta Westfalica-Süd auch Gäste aus Argentinien, Uruguay und Paraguay zu Gast. Als Teilnehmer eines Pfarrkollegs waren die Gäste nach Deutschland gereist. Die Pfarrer der Evangelischen Kirche am La Plata (IERP) waren auf Partnerschaftsbesuch in der Evangelischen Kirche von Westfalen und tauschten sich mit den deutschen Kolleginnen und Kollegen über interkulturelle Arbeit aus, die auch in Westfalen immer mehr an Bedeutung gewinnt.

Die Lage in der Evangelischen Kirche am La Plata

Kirchenpräsident Leonardo Schindler machte in seinem Vortrag klar, wie sehr die Evangelische Kirche am La Plata durch Zuwanderung erst entstanden und nach wie vor geprägt wird. Die Kirche in der Diaspora ist durch portugiesische Auswanderer aus Brasilien und Einwanderungen von Deutschen Ende des 19. Jahrhunderts in den südamerikanischen Ländern entstanden. Seitdem wird im Gebiet der IERP neben spanisch und portugiesisch auch deutsch im Alltag gesprochen. Leonardo Schindler betonte, wie vielfältig die Kirche und ihre Gemeindearbeit dadurch seien. Diese unterschiedlichen kulturellen und religiösen Traditionen seien ein Segen, würden manchmal aber auch zu Spannungen führen, so Schindler. Deshalb gebe es viel Freiraum zur Entfaltung in den einzelnen Gemeinden, damit alle aus den Unterschieden heraus wachsen können. Dennoch sei man sich einig, Unterschiede zu schätzen und zu akzeptieren “Eins in Christus” zu sein. Auf diesem Fundament beruhe die Evangelische Kirche, auch in der Diaspora.

Haben den Pfarrerinnen und Pfarrern im Evangelischen Kirchenkreis Vlotho die Vorteile der interkulturellen Entwicklung aufgezeigt (von links): Pfarrerin Elsie Joy de la Cruz, Superintendentin Dorothea Goudefroy und Leonardo Schindler (Kirchenpräsident der IERP)

Wie Elsie Joy de la Cruz Pfarrerin in Deutschland wurde

Wie wichtig interkulturelle Arbeit ist, stellte auch Pfarrerin Elsie Joy de la Cruz dar, die selbst von den Philippinen stammt und mittlerweile als Pfarrerin in Volmerdingsen wirkt. Seit 2006 lebt sie mit ihrem Mann, den sie während ihres Aufenthaltes in Deutschland kennengelernt hat, in Bad Oeynhausen. Aus ihren persönlichen Erfahrungen weiß die Pfarrerin, welche Umstellungen auf viele Neuangekommene in Deutschland und ganz besonders in Ostwestfalen zukommen. “Die Familie ist weit weg, man hat anfangs nur wenige Bekanntschaften und muss sich auch noch an eine fremde Sprache gewöhnen”, schilderte Elsie Joy de la Cruz. Gleichzeitig habe sie in ihrer Anfangszeit in Deutschland neben ihrem Mann auch viele Gemeinden kennengelernt, die sie mit offenen Armen empfangen und willkommen geheißen hätten.

15 Jahre Internationaler Gottesdienst in Bad Oeynhausen

Um diese Offenheit weiterzugeben, hat sie 2007 zusammen mit ihrem Mann, Pfarrer Christian Hohmann, und der Evangelischen Kirchengemeinde Bad Oeynhausen-Altstadt den monatlichen internationalen Gottesdienst ins Leben gerufen. Seit 15 Jahren gibt es mittlerweile einmal pro Monat den Gottesdienst der internationalen Gemeinde auf Englisch. “Regelmäßig kommen mehr als 60 Gäste zu den Gottesdiensten, feiern mit und tauschen sich anschließend beim Kirchcafé aus”, so de la Cruz. Dadurch habe sie auch immer mehr Menschen aus ihrer Heimat kennengelernt, die in Bad Oeynhausen und der Umgebung meistens als Pflegekräfte in den Krankenhäusern arbeiten. “Jeder hat seine und ihre Geschichte, warum sie nach Deutschland gekommen sind. Sie kommen mit unterschiedlichen Erfahrungen und Kompetenzen und viele wollen sich in unseren Gemeinden engagieren. Oft fehlt es am Zugang oder sie wurden noch nicht eingeladen.” Das möchte sie ändern und wirkt deshalb seit 2017 in der Projektstelle “Gemeinsam Kirche sein im Evangelischen Kirchenkreis Vlotho”.

Geflüchtete wollen Aufgaben in den Gemeinden übernehmen

Sie lud die anwesenden Kolleginnen und Kollegen aus den Gemeinden und Arbeitsbereichen ein, stärker auf die interkulturelle Arbeit zu achten und Neuangekommene nicht aus dem Blick zu verlieren. Denn hier böte sich die Chance, entgegen des Trends neue Kirchenmitglieder zu gewinnen, die sich engagieren und eine Bereicherung für die Gemeinden seien: “Viele sind dankbar für ihr neues Zuhause. Als Ausdruck der Dankbarkeit wollen sie sich in Gemeinden engagieren. Sie sehen die Gemeinden als neue Familie und sehen mehr als nur den Gottesdienst am Sonntag. Man lädt sich gegenseitig zum Essen ein - gerne auch spontan. Davon können wir uns einiges abgucken”, so dela Cruz. Denn dann könnten alle profitieren und Integration kann gelingen: “Manchmal vergesse ich, welche Sprache ich spreche. Ob Deutsch, Englisch oder Philippinisch. Aber was wirklich wichtig ist: Die Sprache der Liebe und des Respekts.”

Pfarrerin Elsie Joy de la Cruz kommt von den Philippinen und lebt seit 2006 in Deutschland. Von der Willkommenskultur, die sie erfahren hat möchte sie etwas an Neuangekommene weitergeben.

Diskussion im Café im Foyer nach den Vorträgen: Die Pfarrerinnen und Pfarrer im Evangelischen Kirchenkreis Vlotho tauschen sich über die interkulturelle Entwicklung in der Kirche aus.