Freizeit-Pfarrerin: Verena Brakmann-Kosthöfer ist jetzt Prädikantin in der Kirchengemeinde Gohfeld

Erstellt am 21.12.2021

Sie hat die gleichen Möglichkeiten, im Gottesdienst mitzuwirken wie eine Pfarrerin: Die Prädikantin. Offiziell bedeutet dieses Wort schlicht „Predigerin“, aber es umfasst so viel mehr als das. „Als Prädikantin gestaltet man einen Gottesdienst vollumfänglich, darunter sowohl Predigt als auch Abendmahl. Und die Kasualien, von der Taufe bis zur Beerdigung, fallen ebenso in den Zuständigkeitsbereich“, das sagt Verena Brakmann-Kosthöfer. Und sie sagt das nicht ohne Stolz – denn vor gut einer Woche ist sie offiziell als Prädikantin in der Gemeinde Gohfeld eingeführt worden. „Das war der Startschuss in eine neue Dimension, wie ich meinen Glauben leben kann“, sagt die examinierte Krankenschwester, die sich aber bereits früh für kirchliche Aufgaben interessiert hat.

Denn: Verena Brakmann-Kosthöfer ist auch ausgebildete Diakonin. Nach Abschluss des Oberseminars war sie ab 2004 als Diakonin für das Johanneswerk im Ruhrgebiet im Einsatz. Zwölf Jahre lang arbeitete sie in einer Einrichtung der Behinderten-Hilfe. „Soziales Engagement war mir immer wichtig“, betont die 42-Jährige. Doch als die gebürtige Gohfelderin 2016 aus privaten Gründen aus dem Ruhrgebiet zurück nach Löhne kam, stand für sie fest: „Jetzt muss nochmal etwas Neues kommen!“. Gesagt, getan. Zunächst engagierte sie sich in der Notfall-Seelsorge, für die sie bereits früher eine Qualifizierung erworben hatte. „Die Rufbereitschaft ist eine verantwortungsvolle Aufgabe und es gibt mir sehr viel, wenn ich Menschen in Krisensituationen, zum Beispiel bei einem Unfall oder in häuslicher Not, seelischen Beistand leisten kann“, betont die engagierte Christin. Dieses Ehrenamt fügt sich gut in ihre Berufstätigkeit als GVP-Beraterin (Beraterin für gesundheitliche Versorgungsplanung für die letzte Lebensphase). „Man klärt Patientenverfügungen, koordiniert Palliativversorgung und Hospiz und steht den Angehörigen bei“, erläutert sie die Aufgaben, die sie für drei Senioreneinrichtungen im Kreis Herford wahrnimmt. Als wäre das nicht schon genug soziale Arbeit in christlicher Mission, hat sich Verena Brakmann-Kosthöfer schließlich zur Prädikantin ausbilden lassen.

Das ging sogar recht schnell, da sie durch ihren bisherigen Wirkungskreis und ihre Vorausbildungen „viel mitbringt“, wie sie selber sagt. Online-Tutorials und persönliche Coachings halfen ihr schließlich, das zu lernen was sie noch brauchte: Zum Beispiel den Gestus einer Pfarrerin, die Segensgebärden, die Haltung bei Predigt und Abendmahl. „Wenn ich dann Talar und Beffchen trage, bin ich tatsächlich „jemand anderes“, sagt sie schmunzelnd.

Das findet auch Salome, ihre Tochter. Die ist gerade neun Jahre alt geworden und hat offenbar in der Schule verkündet, dass ihre Mama jetzt „fast Pastorin“ sei, wie Verena Brakmann-Kosthöfer berichtet. Salome durfte auch bei der öffentlichen Einführung dabei sein und ihrer Mutter Segensgrüße übermitteln, genauso wie die Eltern der Prädikantin. „Es tut gut, dass meine Familie so hinter mir steht“, sagt sie zufrieden. Hat denn eine so engagierte Prädikantin noch freie Zeit? „Auf jeden Fall“, betont Verena Brakmann-Kosthöfer, denn das Prädikanten-Amt sei ein Ehrenamt und der Zeiteinsatz von den Mitwirkenden selbst festzulegen. „Ich predige nur circa einmal im Vierteljahr“, sagt sie. Denn: Für Ausflüge mit Salome, Camping im Sommer und ihre Liebe zu Afrika soll auch noch Zeit sein!

Von der Kanzel predigen? Da steht Verena Brakmann-Kosthöfer einer Pfarrerin in nichts nach. Oft dabei: Ihre Tochter Salome, die die Kerzen am Adventskranz in der Simeonkirche anzünden durfte.

Foto: Henning Möller

Pfarrer Harald Ludewig (links) und Superintendentin Dorothea Goudefroy (rechts) übergeben die Beauftragungsurkunde an Prädikantin Verena Brakmann-Kosthöfer (vorne). Foto: Henning Möller