Kreissynode: Mehr Unterstützung für ukrainische Kriegsflüchtlinge und Entwicklung des Kirchenkreises im Fokus

Erstellt am 26.03.2022

Seit einigen Wochen unterstützt der Evangelische Kirchenkreis Vlotho bereits die Aufnahme und Versorgung ukrainischer Kriegsflüchtlinge in der Partnergemeinde in der Slowakei. Die Hilfe für Geflüchtete soll nun auch vor Ort in den Gemeinden in Bad Oeynhausen, Vlotho, Porta Westfalica und Löhne intensiviert werden. Das hat die Kreissynode als höchstes Entscheidungsgremium im Kirchenkreis am Freitag bei ihrer Tagung in Werste beschlossen.

“Ich erlebe eine große Hilfsbereitschaft hier vor Ort, durch Sach- und Geldspenden und durch die finanzielle Unterstützung der evangelischen Gemeinde in Liptovský Trnovec in der Slowakei, die Flüchtlinge in ihrem Jugendfreizeithaus aufnimmt. Herzlichen Dank für alles Engagement”, sagte Superintendentin Dorothea Goudefroy in ihrer Rede an die Delegierten aus den Gemeinden und Diensten des Kirchenkreises.

Superintendentin Dorothea Goudefroy leitete die Kreissynode im Paul-Gerhardt-Haus Werste und erläuterte die aktuellen Entwicklungen im Kirchenkreis.

Die Superintendentin hat in der vergangenen Woche intensiv mit den Bürgermeistern in den vier Städten des Kirchenkreises gesprochen und die Hilfe der Evangelischen Kirche zugesichert. Schon im Gottesdienst zu Beginn der Synode war der Krieg in der Ukraine ein bestimmendes Thema und die Anwesenden beteten für Frieden. In einem Beschluss hielt die Synode dann fest: „Die Kreissynode Vlotho verurteilt den Angriffskrieg auf die Ukraine aufs Schärfste. Sie lässt nicht nach im Gebet für den Frieden.“ Damit verbunden ist eine Selbstverpflichtung und Aufforderung an die Kirchengemeinden. “Wir wollen aus der Ukraine geflüchtete Menschen willkommen heißen, sie im Alltag begleiten und unsere Gemeindehäuser in Absprache mit den Kommunen als Notunterkünfte zur Verfügung zu stellen”, fasst die Superintendentin zusammen. Das beinhalte im Einzelfall auch finanzielle Unterstützung.

Diakonie will Flüchtlingsberatung verstärken

Eine besondere Stärke der Gemeinden sei zudem das Ehrenamt. Deshalb sollen auch Angebote zur Kinderbetreuung und Begegnung sowie das Erlernen der deutschen Sprache möglich gemacht werden. Vom Diakonischen Werk im Kirchenkreis Vlotho wird zudem die Flüchtlingsberatung ausgeweitet. Geschäftsführerin Kerstin Hensel gab auf der Kreissynode einen Überblick über die aktuelle Arbeit in der Beratungsstellen: “Ein großes Problem sind aktuell die schwer absehbaren Flüchtlingsströme. Weil sich die Geflüchteten aus der Ukraine nicht registrieren müssen, sondern frei reisen und ankommen können, sind die Städte vor große Herausforderungen gestellt. Oft fehlt es an richtigen Ausweispapieren; zum Arbeiten fehlen Steuernummer und Sozialversicherungsnummer. Hier versuchen wir zu helfen; deshalb werden unsere Beratungsstellen personell aufgestockt.”

Beschluss zur aktuellen Ukraine-Lage

Die Kreissynode Vlotho nimmt betroffen den Angriffskrieg auf die Ukraine wahr und verurteilt ihn aufs Schärfste. Sie lässt nicht nach im Gebet für den Frieden und fordert ihre Gemeinden und Dienste auf:

  • aus der Ukraine geflüchtete Menschen willkommen zu heißen
  • Gemeindehäuser in Absprache mit den Kommunen als Notunterkünfte zur Verfügung zu stellen
  • ihre Gemeindeglieder um Wohnraum für Geflüchtete zu bitten und eigene Häuser als Wohnraum zur Verfügung zu stellen
  • Angebote zur Kinderbetreuung und Begegnung zu machen
  • Geflüchtete im Alltag zu begleiten und Möglichkeiten zum Erlernen der deutschen Sprache zu schaffen.

In der Begleitung von geflüchteten Menschen arbeiten die Gemeinden eng mit der Flüchtlingsberatung des Diakonischen Werkes zusammen.

Der Ev. Kirchenkreis Vlotho verpflichtet sich, diese Angebote im Kirchenkreis zu unterstützen und Mittel aus dem Ökumene-Fonds dafür zur Verfügung zu stellen. Das Projekt „Elpis“ in Liptovský Trnovec/Slowakei wird weiterhin durch Spendenwerbung unterstützt.

Die Kreissynode dankt allen, die sich bereits jetzt für geflüchtete Menschen engagieren, und wünscht ihnen einen langen Atem und Gottes Segen.

Auch Bad Oeynhausens Bürgermeister Lars Bökenkröger, der für ein Grußwort ins Paul-Gerhardt-Haus in Werste gekommen war, dankte dem Evangelischen Kirchenkreis Vlotho für die Solidarität und Hilfe in diesen Tagen für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine: “Politik und Rathaus sehen das, was Sie in den Gemeinden leisten - dafür möchte ich Ihnen danken”, so der Bürgermeister. Im Zuge der zukünftigen Herausforderungen, vor denen die Gemeinden stünden, bat Bökenkröger darüber hinaus: “Mischen Sie sich ein; wir müssen vereint durch diese Krisen kommen. Wir brauchen die Stimme der Kirche, gerade jetzt und in Zukunft. Sie gibt Menschen Orientierung und Halt und fördert den Zusammenhalt.”

Zukunft der Hochschule für Kirchenmusik nicht in Herford

Das Grußwort von Landeskirchenrat Dr. Vicco von Bülow als Vertreter der Evangelischen Kirche von Westfalen sorgte für Gesprächsstoff. Nicht zuletzt, weil er darin auch auf die erst am Donnerstag getroffene Entscheidung der Kirchenleitung einging, die Hochschule für Kirchenmusik in Bochum zusammenzuführen und damit den Standort für klassische Kirchenmusik in Herford aufzugeben. Kreiskantor József Opicz, der genau wie seine Vlothoer Kollegin Līga Auguste an der Hochschule für Kirchenmusik in Herford ausgebildet wurde, sagte wie sehr ihn diese Entscheidung schmerze. Opicz machte deutlich, dass die Kirchenmusik zentraler Bestandteil in den Gemeinden sei und wie groß die Vorteile der Nähe zur Hochschule in Herford seien. “Wir werden mehr Energie und auch Geld in die Nachwuchsarbeit investieren müssen”, mahnte der Kirchenmusiker. Gleichzeitig wünschte er den Studierenden und Lehrenden an den Kirchenmusikhochschulen in Herford und Witten, dass sie gut zusammenziehen und ihre Arbeit dort auf einen fruchtbaren Boden treffe.

Entwicklung in den Regionen und im Jugendreferat

Neben den aktuellen Ereignissen befasste die Synode sich ausführlich mit der Einführung einer einheitlichen IT in der Landeskirche und ließ sich von der Synodaljugendreferentin Katrin Eckelmann über die Arbeit des Jugendreferates informieren, das nicht zuletzt mit dem neu angeschafften Spielmobil auch Angebote für geflüchtete Kinder macht. Die Weiterentwicklung des Kirchenkreises spielte eine wichtige Rolle im Bericht von Superintendentin Dorothea Goudefroy. Hier sind, so die Superintendentin, Gemeinde-Vereinigungen in Bad Oeynhausen Süd und Porta Westfalica zum 1. Januar 2023 zu erwarten. Die Gemeinden in der Stadt Vlotho arbeiten in einer pfarramtlichen Verbindung eng zusammen. Die Entwicklungen in den Gemeinden reagieren damit auf den erwarteten Rückgang der Pfarrstellen und der Kirchensteuereinnahmen, die auch den Bereich der Klinikseelsorge betreffen werden. „Es ist eine Herausforderung, das Kirche sein zwischen Regionalisierung und Präsenz vor Ort auf dem Dorf zu gestalten“, sagt die Superintendentin und betont: „Wir gehen die notwendigen Schritte gemeinsam und im Vertrauen auf Gottes Hilfe.“

Pfarrerin Antje Freitag aus dem Team der Krankenhaus-Seelsorge predigte beim Synodalgottesdienst in der Versöhnungskirche Werste.

Pause in der Sonne: Im Innenhof des Paul-Gerhardt-Haus gab es viel für die Delegierten und Gäste zu besprechen.

Bad Oeynhausens Bürgermeister Lars Bökenkröger: Wir brauchen die Stimme der Kirche. Sie gibt Menschen Orientierung und Halt und fördert den Zusammenhalt.”

Landeskirchenrat Dr. Vicco von Bülow erläuterte die Gründe für die Zusammenlegung der Hochschulen für Kirchenmusik in Herford und Witten.

Kreiskantor József Opicz, der selbst an der Hochschule für Kirchenmusik in Herford studiert hatte, hielt ein Plädoyer für klassische Kirchenmusik.

Pfarrer Markus Freitag zeigte mit Bildern aus Tansania, wie die Lage im Partnerkirchenkreis Tambarare aktuell ist.