Zum Kaiser-Wilhelm-Denkmal ist es nicht weit von Eidinghausen. So mancher der im dortigen Gemeindehaus zur Synode versammelten Pfarrerinnen und Pfarrer hat vielleicht schon einmal den Wiehen hochgeschaut, um zu sehen, wo sie bald im Einsatz sein könnten. Denn in der diesjährigen Herbstsynode des Ev. Kirchenkreises Vlotho ging es um neue Orte und Formate für Taufen, Trauungen und Trauerfeiern, aber auch um Haushaltspläne, Sparpläne und ein kleines Jubiläum.
Superintendentin Dorothea Goudefroy begann die Herbstsynode dieses Mal selbst als Predigerin beim Synodalgottesdienst, in dem vier Mitglieder der Synode in ihre neuen Aufgaben eingeführt wurden. Pfarrer Torsten Willimczik wurde mit seinem Stellvertreter Pfarrer Michael Brandt als „Scriba“ oder Schriftführer des Kirchenkreises gesegnet. Bärbel Meyer, vielen jungen Oeynhausenern aus dem Jugendtreff Fo(u)r C bekannt, ist nun als Seelsorgerin in dem wichtigen Arbeitsbereich der Rehakliniken tätig. Bereits seit dem Herbst 2023 nimmt Pfarrerin Antje Freitag die Stellvertretung des Assessors wahr, der seinerseits die Superintendentin bei Bedarf vertritt. Auch die beiden Frauen erhielten einen Segen für ihre Aufgaben.
Ein kleines Jubiläum galt es zum Start der Herbstsynode zu feiern: Vor 25 Jahren wurde das Diakonische Werk im Kirchenkreis Vlotho als eingetragener Verein gegründet. Viel ist seitdem geschehen. Kerstin Hensel, Vorständin des Diakonischen Werks und berufenes Mitglied der Synode, ermöglichte den Synodalen einen Blick auf die Entwicklung des gemeinnützigen Unternehmens, das heute mehr als 4.500 Klienten stationär und ambulant pflegt, begleitet und berät.
Auf der Herbstsynode des Kirchenkreises geht es traditionell um Finanzen: Die Haushaltspäne für das kommende Jahr wurden diskutiert und beschlossen. Der Ev. Kirchenkreis Vlotho spürt die Auswirkungen des demographischen Wandels und des Rückgangs der Kirchensteuer und muss daher mit weniger Geld als bisher planen. Spürbar wird das auf allen Ebenen vom Kirchenkreis bis zu den Gemeinden. Besonders die geplante Einsparung beim Kitaverband sorgte zwar für Sorgenfalten bei manchen der Anwesenden, wurde jedoch mitsamt der weiteren Haushaltsplanung angenommen. „Wir sehen die Arbeit mit den jüngsten Menschen in unserem Kirchenkreis als eine sehr wichtige Aufgabe. Aber die derzeitige Finanzierung über das Kinderbildungsgesetz (KiBiz) ist schlicht nicht auskömmlich“, erklärt Superintendentin Goudefroy nach der Synode. „Zudem bereiten die Trägeranteile, die vom Verband zu tragen sind, uns Kopfzerbrechen.“ Der Kirchenkreis sei daher dankbar, dass die Städte Porta Westfalica und Bad Oeynhausen die Trägeranteile schrittweise reduzieren werden. Nun hofften alle darauf, dass Löhne und Vlotho als Kommunen einen ähnlichen Weg gehen. „Es sieht aber zurzeit nicht gut aus,“ bedauert die Superintendentin.
Spürbare Begeisterung löste das zweite große Thema der Synode, die Kasualien, aus. Hinter diesem Begriff verbergen sich die Rituale, mit den die Kirche die kleinen und großen Lebensereignisse wie Taufen, Konfirmationen, Hochzeiten und schließlich Beerdigungen begleitet. Für viele Menschen sind diese die engsten und emotionsreichsten Kontakte mit der Kirche, und entsprechend wichtig ist es dem Kirchenkreis Vlotho, sie modern, begeisternd und ansprechend zu gestalten.
Eine eigene Arbeitsgruppe war beauftragt worden, um sich kreative neue Ideen auszudenken. Die Pfarrerinnen Geeske Brinkmann und Gesina Prothmann, die als Teil der Pop-Up-Church schon mehrfach vielbeachtete Aktionen außerhalb des normalen kirchlichen Rahmens gestartet haben, und Pfarrer Wolfgang Edler stellten ihren Pfarrkolleginnen und -kollegen und den versammelten Synodalen ihre Überlegungen zu möglichen Orten außerhalb der Kirchenmauern und andere Formaten vor. Der Clou dabei: Die neuen Angebote sollen fair, transparent und auch für den unregelmäßigen Kirchgänger leicht verständlich und erreichbar sein. Daher schlugen die drei auch bestimmte Standards vor, auf die sich die Gemeinden des Kirchenkreises verpflichteten.
Tauffeste, wie sie in der Region Vlotho im Waldfreibad gefeiert werden, sind bei vielen jungen Eltern sehr beliebt. Möglichst zweimal im Jahr soll jede Gemeinde daher Taufen an besonderen öffentlichen Orten anbieten, sei es als großes Tauffest oder als eine andere, kleinere Form von „Taufe mal anders“. Darüberhinaus soll es eigene Taufgottesdienste geben, die einen intimeren Rahmen als die üblichen Sonntagsgottesdienste bieten.
Mit anderen, aber nicht weniger großen Emotionen verbunden sind Trauerfeiern. Sie sollen nun nicht mehr nur in Kapellen und Kirchen möglich sein, sondern auch an anderen Orten, die für den Zweck geeignet erscheinen. Ganz praktisch schlug die Arbeitsgruppe Altenheime vor, in denen auch dann Menschen, für die eine Fahrt zur Kirche oder Friedhofskapelle eine zu hohe Hürde wäre, von ihren Mitbewohnerinnen und Mitbewohnern Abschied nehmen könnten.
Noch mehr Freiheit erlaubt die neue Planung für Trauungen. Für viele Paare gehört die kirchliche Trauung fest zur Lebensplanung, aber manchmal soll es nicht das Kirchgebäude der Heimatgemeinde sein. Daher können Trauungen nun überall dort stattfinden, wo Paare ihre Hochzeit feiern. Kirchliche Trauungen sind öffentliche Amtshandlungen, und so öffentlich sollte daher auch der Ort der Hochzeit sein. Ob ein Trauzimmer, das auch das Standesamt nutzt, ein schöner Platz im Freien oder der Saal, auf dem später auch gefeiert wird: Solange das Brautpaar den nötigen Rahmen stellt und der gewünschte Ort in der Regel nicht mehr als zwanzig Minuten Fahrtzeit von der Gemeindegrenze entfernt ist, ist alles möglich - und dann kommt der Pfarrer oder die Pfarrerin auch hoch zum Kaiser.