Ein reiches Aufgebot an Mitwirkenden, ein äußerst anspruchsvolles Programm - und eine mit erwartungsfrohen Besuchern gut gefüllte Auferstehungskirche: Am Samstag hat die Kantorei gemeinsam mit namhaften Solisten und begleitet vom Orchester Opus 7 unter anderem das Magnificat von Johann Sebastian Bach aufgeführt.
In mühelosem Umgang mit der Mehrstimmigkeit haben die Sänger und Sängerinnen diese großartige Kantate präsentiert. Sie bildet den Lobgesang Mariens ab, der auf den Text des Lukas-Evangeliums gründet: Maria erfährt von ihrer Schwangerschaft und vertraut sich dem Herrn bedingungslos an. Im zweiten Teil der Kantate rühmt sie ihren mächtigen Gott, der den Menschen gleichermaßen Güte wie Gerechtigkeit zuteilwerden lässt.
Alles strahlt und funkelt in dieser festlichen Barock-Musik, die vom spannungsreichen Wechsel zwischen mächtigen Chorsätzen und filigranen Arien lebt. Mit Carolin Franke und Roberta Szklenár erlebten die Zuhörer zwei reife, gefühlvolle Sopranstimmen, die Altistin Viola Thurnay überzeugte in ihren warmen, farbenreichen Arien. Simon Jass als samtiger Tenor und die würdige Strenge von Bariton Janno Scheller ließen erahnen, mit wie viel Fingerspitzengefühl die Solisten für das Konzert zusammengestellt worden waren.
Da gab es gleich zu Beginn diese zierliche Sopran-Arie, die eigentlich ein Duett war. Denn immer wieder umwarb die Oboe in leichtfüßigem Solo die Sopranistin, die mit heiligem Ernst ihr Gottvertrauen bekundete – bis schließlich der Chor gewaltig einfiel: „Quia fecit mihi magna“ (übersetzt: Denn er hat große Dinge an mir getan). Ein anderes Mal eröffneten die Geigen mit flinkem Strich das Thema der Tenor-Arie, in das hinein Simon Jass sein „Deposuit“ wie einen Schlachtruf schleuderte: „Er stößt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen“. In einem finalen Chorsatz rollt schließlich das Magnificat mit der ganzen Stimmkraft der mitgliederstarken Kantorei aus, begleitet von Pauken und Trompeten.
Von dem legendären Pianisten Vladimir Horowitz stammt das Zitat, das Klavier sei ein „Schlaginstrument“, das man zum Klingen bringen müsse. Anja David hat dieses Zitat zum Leben erweckt: Mit Bachs Klavierkonzert Nr. 1 in D-Moll. Ihre Titanenmusik am Flügel war eine einzige Verbeugung vor dem großen Meister, ist es doch das Überirdische an Bach, in der Vollkommenheit seiner Musik den Himmel auf die Erde zu bringen. In den drei Sätzen - einem feurigen Allegro, einem sanft dahinschwebenden Andante und schließlich einem vitalen Schluss-Satz - hat die Professorin der Hochschule für Kirchenmusik in Herford den Zuhörern wahrlich großartige Momente geschenkt, für die sie mit zahlreichen Bravo-Rufen bejubelt wurde.
Mit dem anschließenden „Gloria in excelsis deo“ wurde das Kirchenschiff erneut zur Klangarena: Da strahlte die ganze barocke Pracht dieses großen Friedensrufs den Zuhörern entgegen. Begleitet von festlichen Kesselpauken und Tromben, verkündete der Chor im hymnischen Ausklang: „Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen“. Eine Weihnachtsbotschaft, wie sie aktuell kaum drängender sein könnte, und die schließlich vom aufbrandenden Applaus der Zuhörer abgelöst wurde. Von ihren Sitzen erhoben, zollten sie minutenlangen Beifall. Eine Zugabe, nämlich die Wiederholung des ersten Chorsatzes aus dem Magnificat, mochte nach diesem gelungenen Konzert fast noch ein wenig strahlender klingen als zu Beginn. Ein wohlverdienter Erfolg für alle Mitwirkenden unter der Leitung eines großartigen, engagierten Kreiskantors: József Opicz.