Ein Schatten, ein Riss, ein Mensch oder eine Öffnung: Durch die Werke des Berliner Künstlers Karl-Ludwig Lange (1952-2018) zieht sich ein Motiv, das den Betrachter vor die großen Fragen von Leben und Tod und dem Übergang zwischen beiden stößt: Ist es Drohung oder Hoffnung, dunkle Leere oder ein lichter Türspalt? Einige dieser ebenso verstörenden wie bewegenden Werke sind bis zum 24. November in der Auferstehungskirche am Kurpark in Bad Oeynhausen zu erleben.
Die fast graphischen, repetitiven Kompositionen fordern zum Erkunden auf. Immer wieder taucht in ihnen die langgestreckte Riss-Figur auf, erst horizontal, dann aufrecht. Es sind archaische Formen, nicht fern von den gestreckten und ähnlich taktilen Skulpturen Giacomettis oder den schemenhaften Menschen, die zwischen Auerochsen, Wildpferden und längst vergessenen Raubtieren an den Höhlenwänden von Lascaux und Chauvet auftauchen. Und wie Höhlenwände wirkt dann auch die Leinwand: Ocker, gelb, grau, die Farben von Fels und Erde finden sich hier, dick aufgetragen und wieder abgeschabt, mit plastischer Körperlichkeit, auf denen die lichten Partien ihre volle Wirkung entfalten können. Lange wechselt zwischen Licht und Dunkel nicht nur in den einzelnen Kompositionen, sondern auch in ganzen Bildzyklen und -paarungen: Reißt hier die Vertikal im harten Kontrast den Hintergrund auf, verschwindet sie dort als Lichtfigur im Glanz.
Karl-Ludwig Lange nähert sich in seinen Werken der großen Frage nach dem Übergang zwischen Leben und Tod an. Eigene Krankheits- und Leidenserfahrung verarbeitet er in Bildern, aus denen die ganze Bandbreite der menschlichen Reaktion auf diese Grenzerfahrung spricht, von bedrückender Leere bis zu hellem Licht, aus dem christliche Hoffnung zu sprechen scheint. In seiner eigenen Leidensgeschichte und einer Nahtoderfahrung in den späten 1980er Jahren hat der Künstler sich dem Moment des Sterbens genähert, einen Moment, den er in seinen darauffolgenden Werken immer wieder thematisiert.
Die Ausstellung ist vom 12. Oktober bis 24. November täglich von 9 bis 18 Uhr in der Auferstehungskirche am Kurpark zu sehen. Der Eintritt ist frei.