Dieses Mal waren alle für sie da: Zur Verabschiedung von Pfarrerin Antje Eltzner-Silaschi in der Auferstehungskirche am Kurpark waren Freunde, Wegbegleiter und Kollegen und Kolleginnen aus dem ganzen Kirchenkreis und weit darüber hinaus gekommen. Sie waren hier, um eine Pfarrerin zu verabschieden, die immer bereit war, sich einzubringen und für den Mitmenschen da zu sein.
Seelsorgerin, Familienmensch, Vertreterin ihrer Pfarrkolleginnen und -kollegen und vielfach kulturell engagierte Persönlichkeit: Antje Eltzner Silaschi füllt in ihrem Leben vielfältige Rollen aus. Beim Gottesdienst zu ihrer Verabschiedung konnten viele dieser Facetten ihrer Tätigkeit eine Würdigung erfahren, manche sehr präsent, andere nur in Schlaglichtern.
Dabei war weder ihre letzte Rolle in der Kur- und Krankenhausseelsorge noch die Vielfalt ihrer anderen Aufgaben und Interessen von Anfang an absehbar oder gar geplant. In Kiel im Pfarrhaus geboren und in Hagen aufgewachsen, war für Antje Eltzner-Silaschi zwar eine kirchliche Laufbahn sicherlich eine Option. Ihr Vater, Erich Eltzner, war Landesjugendpfarrer in Villigst, bevor er dem Ruf nach Bad Oeynhausen folgte und 1980 Vorsteher des Wittekindshofs wurde. So entstand der erste Kontakt mit dem Weserbergland, und am Wittekindshof konnte Antje Eltzner 1983 auch ihre Hochzeit mit Bernhard Silaschi feiern. Doch es sollte noch einige Jahre dauern, bis die Tochter dem Vater in die Kurstadt folgen würde.
Nach dem Studium in Bochum übernahm Antje Eltzner-Silaschi anfänglich für einige Jahre eine Springerrolle für Vertretungsaufgaben im Kirchenkreis Hattingen-Witten, dann ein Jahr im Entsendungsdienst in Bochum. Es waren die ersten von vielen Stellen, die nicht dem klassischen Bild einer Gemeindepfarrerin entsprechen, sondern dort geschaffen wurden, wo echter Bedarf bestand. Wo sie gebraucht wurde, war Antje Eltzner-Silaschi zur Stelle.
1992 schließlich zog die Familie Eltzner-Silaschi in die Kurstadt, wo Bernhard Silaschi eine Gemeindepfarrstelle übernahm. Wie so viele andere Zugezogene gibt Antje Eltzner-Silaschi zu, dass sie Bad Oeynhausen erst auf der Landkarte suchen musste. Und wie so viele ist sie dann doch geblieben und hat die Kurstadt lieben gelernt, auch wenn der jungen Pfarrerin und Mutter viele berufliche Optionen verwehrt waren. So entschied sie sich, für einige Jahre den aktiven Pfarrdienst hinter sich zu lassen und nur für ihre Familie da zu sein.
Ohne berufliche Aufgabe konnte Antje Eltzner-Silaschi jedoch nicht bleiben, und so fand sie wieder Einsatzmöglichkeiten, wo Bedarf bestand, der von anderen nicht gesehen wurde. Die Gehörlosenseelsorge in der Region war zu diesem Zeitpunkt bereits lange unbesetzt, und sie fand, dass die Gehörlosen nicht auch noch ungehört bleiben sollten. Aktiv war sie auf den damaligen Superintendenten Dr. Windhorst zugegangen und hat sich für die wichtige Arbeit angeboten. Auf eigene Faust hat sie innerhalb eines Jahres Gebärdensprache gelernt und blieb bis zu ihrem Ruhestand mit ihrem Fachkollegen Christian Schröder Teil der Gehörlosenseelsorge in Ostwestfalen.
Die Kur- und Krankenhausseelsorge wurde ein weiteres Kernstück ihrer Arbeit. Antje Eltzner-Silaschi hatte den Arbeitsbereich bereits in ihrem Studium in Bochum kennengelernt. Im September 2000 wurde aus diesem ersten Kontakt dann eine halbe Stelle, später noch mehr, als weitere Kliniken einbezogen wurden. Ein wichtiger Teil ihrer Arbeit war dabei der Aufbau, Ausbildung und die Unterstützung des ehrenamtlichen Besuchsdienstes.
Pfarrerin Antje Eltzner-Silaschi ist nicht nur durch diese Facetten ihrer Arbeit ein bekanntes Gesicht in der Kurstadt geworden. Auch durch ihr vielfältiges gesellschaftliches Engagement, so für die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus, hat sie vielen wichtigen Themen Gehör verschafft. Doch vieles von ihrer Arbeit fand jenseits der Öffentlichkeit statt. Seelsorgegespräche mit den vielen Menschen in den Kurkliniken und Krankenhäusern, Lobbyarbeit für die wichtige Kurseelsorge und die Vertretung ihrer Standeskolleginnen und -kollegen im Vorstand des Pfarrvereins waren ein wichtiger Teil der Arbeit von Antje Eltzner-Silaschi, der aber nur von wenigen wahrgenommen werden konnte.
Als „Pfarrerin im Probedienst“ wurde Antje Eltzner-Silaschi in den Ruhestand entlassen, da sie nie eine reguläre Gemeindepfarrstelle besetzte, obwohl sie „fast auf jeder Kanzel des Kirchenkreises“ gepredigt hat, wie sie im persönlichen Gespräch betonte - nur Gohfeld-Mahnen habe sie verpasst. Die ungewöhnliche und nicht geradlinige Laufbahn von Pfarrerin Antje Eltzner-Silaschi würdigte Superintendentin Dorothea Goudefroy im Gottesdienst, begleitet vom Dank und den Segenswünschen der vielen Wegbegleiterinnen und -begleiter der beliebten Seelsorgerin.