In knapp 3,5 Stunden, die wie im Fluge vergingen, entdeckten die Ehrenamtlichen der evangelischen Besuchsdienste aus Reha und Kliniken, wie am besten der Stimme des eigenen Körpers zu lauschen ist.
Unter Leitung von Thomas Streipert, Sänger, Schauspieler und Regisseur, sowie Mediator auf Grundlage der gewaltfreien Kommunikation und Trainer für Präsenz, Stimme und wertschätzende Kommunikation, probierten die Teilnehmenden die unterschiedlichen Arten des Zuhörens aus: Wie ist es, wenn mein Gegenüber zu mir eine aufrichtige Verbindung aufbaut, mir zuhört, ohne zu werten, und mir den Raum gibt, um zu verstehen: Was ist gerade los bei mir? Welche Bedürfnisse habe ich als Erzählende?
Im Gegensatz zu dieser Grundhaltung der gewaltfreien Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg, erwischt man sich in manchem Gespräch im Alltag dabei, dass man nur zuhört, um zu antworten, oder statt mit nötiger Empathie schnell mit Ratschlägen oder Beschwichtigungen den Kontakt zum Anderen kappt. Mit einer ganzen Liste solcher „Verbindungsblocker“ ließ Thomas Streipert diese Wirkung in Partnerarbeit ausprobieren, bei der natürlich eine gute Portion Humor nicht fehlen durfte.
Die Teilnehmer hatten eine Gelegenheit, ihre Fähigkeiten, empathisch zuzuhören und die eigenen körperlichen Signale sowie die des Gegenübers zu deuten, wunderbar zu erweitern. Im Jesuswort „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ steckt viel Wahrheit für ihre Arbeit als Gebende: Erst wenn man sich auch selbst liebe, und dazu gehören nicht nur die eigenen Schokoladenseiten, kann man auch anderen etwas weitergeben und den „Schwächen“ anderer liebevoll begegnen. Man kann Verständnis für die Gefühle des Gegenübers aufbringen, ohne dessen Umgang damit teilen zu müssen.
Nach einer Vorstellung der drei Säulen der Resilienz - Selbstwirksamkeit, Sinnhaftigkeit und Gemeinschaft - wurden die Teilnehmenden angehalten, die eigenen Stärken und Ressourcen zusammenzustellen: eine seltene Anfrage und ein ebenso ungewohnter Blick auf sich selbst. Was zunächst schwer fiel, wurde in der Gemeinschaft zusehends einfacher und machte schließlich sogar Freude. Manchem eröffnete es die ein oder andere in Vergessenheit geratene Ressource, die jedoch so wichtig für die seelische Balance in den verschiedenen Arbeitsbereichen ist.
Abschließend waren sich alle Teilnehmenden einig: Sie haben sehr viel erfahren und wertvolle Anregungen erhalten, die sie für ihre Arbeit und ihre persönliche Weiterentwicklung mitnehmen.
Nach zwei Jahren coronabedingter Pause herrschte allgemeine Dankbarkeit, dass diese Fortbildung als eine der vielen gemeinschaftlichen Veranstaltungen der Ehrenamtlichen stattfinden konnte. In Planung sind ein jährlicher gemeinsamer Ausflug, ein Herbstfest mit wechselnden Themen in den Johanniter-Ordenshäusern sowie eine Weihnachtsfeier mit allen im Besuchsdienst der Reha und Kliniken Tätigen statt. Schon jetzt freuen sich die Ehrenamtlichen auf einen Ausflug in die traditionelle Glockengießerei nach Gescher.