Am Freitagabend, dem 6. September, fand im Foyer der Auferstehungskirche am Bad Oeynhausener Kurpark ein „Indonesischer Abend“ statt. Etwa 45 Gäste unterschiedlichen Alters, unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlicher Konfession verbrachten zwei stimmungsvolle und informative Stunden miteinander. Die Projektstelle „Kirche in Vielfalt“ des Kirchenkreises Vlotho und die Evangelische Erwachsenenbildung hatten das Programm gemeinsam mit dem indonesischen Pfarrer Albert Purba und seiner Frau Debby Tarigan gestaltet.
„Wir können heute Abend nur einige Impulse setzen“, sagte Frank Meier-Barthel von der Ev. Erwachsenenbildung zur Einleitung des Abends. Mit seinen mehr als 17.500 Inseln und ca. 280 Millionen Einwohnern sei Indonesien ethnisch, religiös und kulturell derart vielseitig, dass alle Beiträge des Abends nur kleine Schlaglichter auf den größten Inselstaat der Welt werfen könnten.
Diese Schlaglichter bestanden nicht nur aus kurzen Literaturrezitationen, musikalisch unterlegten Fotostrecken und Referaten, sondern auch aus indonesischem Essen, das Debby Tarigan mit dem Veranstaltungsteam zubereitet hatte. Es waren Menschen aus Indonesien zu Gast, die es genossen, landestypisch zubereitete Kürbissuppe und in Blätter gewickelte Maishappen in Gemeinschaft essen zu können. In Restaurants werden die Aromen leider zumeist dem in Deutschland verbreiteten Geschmack angepasst. Überhaupt waren die beiden Imbisse, die zwischendurch gereicht wurden, wichtig für die herzliche Atmosphäre des Abends. Dies vermittelte dem internationalen Publikum ein Gemeinschaftsgefühl, das sich aus reinen Wortbeiträgen nicht ergeben kann.
Indonesien ist der Staat mit der viertgrößten Bevölkerung und zugleich der Staat mit der größten muslimischen Bevölkerung der Welt. Mehr als 85 Prozent gehören dem muslimischen, etwa zehn Prozent dem christlichen Glauben an. Pfarrer Albert Purba, der im Jahr 2019 mit seiner Familie von Jakarta nach Herford kam, berichtete, wie sich das christlich-muslimische Miteinander aus seiner persönlichen Perspektive gestaltet.
Traditionell gingen die Religionen tolerant miteinander um. Christen und Christinnen brächten muslimischen Nachbarn zu Weihnachten Kekse; im Gegenzug werden die sie am Zuckerfest mit Süßigkeiten beschenkt. In den letzten beiden Jahrzehnten haben sich jedoch sowohl im Christentum als auch im Islam intolerante, teils fundamentalistische Gruppen herausgebildet. Es handele sich um Minderheiten, die jedoch viel Raum in der Öffentlichkeit, vor allem in den sozialen Medien, einnähmen.
Pfarrer Purba sprach über blutige islamistische Anschläge. Über diese würden auch europäischen Zeitungen berichten, während das friedliche Miteinander in Indonesien keinen internationalen Nachrichtenwert habe. So wies Albert Purba auf muslimische Gläubige hin, die sich während christlicher Gottesdienst an Kirchen versammelten, um sie vor Übergriffen zu schützen. Der indonesische Pfarrer sprach sich dafür aus, dass die Religionen tolerant miteinander lebten und sich als Teil einer indonesischen Nation verstünden.
Sylke Cremer von „Kirche in Vielfalt“ griff dies auf und appellierte an die Toleranz und Offenheit der Religionen auch in Deutschland: „Wir können viel voneinander lernen, wenn wir nur aufeinander zugehen. Und wir müssen eine gemeinsame Zukunft gestalten.“ Damit endete der offizielle Teil des Abends, doch wegen der guten Stimmung und fasziniert von neuen Eindrücken blieben die meisten Gäste im Foyer der Kirche und tanzten spontan zu indonesischer Musik – ein besonderer Abend, der eine Wiederholung verdient.