Sie haben sich die Entscheidung nicht leicht gemacht: Das Presbyterium der Emmaus-Kirchengemeinde in Bad Oeynhausen hat nach langen Überlegungen entschieden, dass die Heilig-Geist-Kirche und das dazugehörige Wichernhaus verkauft werden sollen. Wie zuvor berichtet, steht auch der Käufer bereits fest: Die koptisch-orthodoxe Gemeinde in Norddeutschland.
“Wir freuen uns, dass weiterhin Gottesdienste in der Heilig-Geist-Kirche gefeiert werden und das Wichernhaus weiter von einer christlichen Gemeinschaft mit Leben gefüllt wird”, sagt Christiane Kemper. Die Vorsitzende des Presbyteriums der Emmaus-Kirchengemeinde freut sich besonders, dass die Menschen aus Bad Oeynhausen und Gruppen aus ihrer Gemeinde mit dabei sein können.
Schon lange stand fest, dass die Emmaus-Kirchengemeinde neue Nutzungsperspektiven für ihre Gebäude finden musste. Nach intensiven Gesprächen im Presbyterium und in der weiteren Gemeinde wurde jetzt eine Lösung gefunden: Ein Verkauf des kirchlichen Geländes in der Südstadt an die koptische Gemeinde in Norddeutschland. Ulrike Weißflog, Gemeindemanagerin der Emmaus-Kirchengemeinde, weiß, dass die Entscheidung, eine Nachnutzung für die Heilig-Geist-Kirche, das Wichernhaus und das Gelände in der Südstadt zu suchen, viele Diskussionen in der Kirchen- und Stadtgemeinde ausgelöst hat. Besonders die Perspektive, sich ganz aus der Südstadt zurückzuziehen, hat für viel Verunsicherung gesorgt.
Das jetzt im Presbyterium entwickelte Konzept sei finanziell nicht weniger attraktiv als der Verkauf an einen privaten Investoren, erklärt Ulrike Weißflog. Auch hätte ein Verkauf an einen kommerziellen Investor ein Ende des kirchlichen Lebens rund um das Zentrum der ehemaligen Wicherngemeinde bedeutet. Was die letztlich gefundene Lösung daher besonders attraktiv mache, sei die Möglichkeit, die Heilig-Geist-Kirche als christliche Kirche zu erhalten - nämlich als neues Zentrum für die koptisch-orthodoxe Gemeinde der Region.
Und es soll die Möglichkeit bestehen, dass die Emmaus-Kirchengemeinde weiterhin Räume im zur Heilig-Geist-Kirche gehörenden Wichernhaus nutzen kann, ebenso die Kirche, z.B. für Einschulungsgottesdienste. Besonders an den Wochentagen, wie Ulrike Weißflog betont, denn die Gemeindeglieder der koptischen Gemeinde wohnen weit in der Region verstreut und werden besonders an den Wochenenden vor und nach den Gottesdiensten in Bad Oeynhausen zusammenkommen.
Mit dem Beschluss des Presbyteriums kann nun der koptischen Gemeinde die Verkaufsabsicht mitgeteilt werden. Der westfälischen Landeskirche, die bereits die Vorverhandlungen beratend unterstützt hat, werden die Pläne zur Genehmigung vorgelegt. Voraussichtlich im Frühling kann der tatsächliche Verkauf erfolgen, und die Heilig-Geist-Kirche und das Wichernhaus können in die Hände der koptischen Gemeinde übergeben werden.
“Wir konnten unsere koptischen Brüder und Schwestern zusammen mit ihrem Bischof Damian auch bereits bei uns in der Heilig-Geist-Kirche empfangen”, erzählt Christiane Kemper. Zusammen mit anderen Mitgliedern des Emmaus-Presbyteriums hatte sie die Vertreter der Kopten in Wichern willkommen geheißen und ihrerseits im Kloster Höxter-Brenkhausen, dem Amtssitz des koptischen Bischofs Damian, besucht. Aus den gegenseitigen Besuchen ist ein Vertrauensverhältnis entstanden, das letztendlich zur gemeinsamen Lösung für ein weiteres christliches Leben rund um das Wichernhaus geführt hat.
Am 28. November 2024 um 18:00 Uhr ist die Gemeinde zu einer Gemeindeversammlung in die Heilig-Geist-Kirche eingeladen. Hier sollen die Hintergründe und die letztendlich gefundene Lösung im Detail dargestellt werden und der Gemeinde die Möglichkeit gegeben werden, Rückfragen zu stellen.
Die koptisch-orthodoxe Kirche ist eine der ältesten christlichen Gemeinschaften der Welt. Der Legende nach vom Evangelisten Markus in Ägypten gegründet, ist die koptische Kirche seit der Spätantike eine eigenständige christliche Kirche mit besonders starker klösterlicher Tradition, die auch die Jahrhunderte in der muslimisch geprägten Gesellschaft Ägyptens überdauert hat. Rund 8000 Gemeindeglieder gehören zu den acht koptisch-orthodoxen Gemeinden in der Diözese Norddeutschland, geleitet vom in Kairo geborenen und früher in Deutschland als Mediziner und Radiologe tätigen Generalbischof Anba Damian. Die Evangelische Kirche von Westfalen ist mit der koptisch-orthodoxen Kirche in guten ökumenischen Beziehungen verbunden.