Dass die christlichen Kirchen mit einer Enterbungslehre – Gottes Verheißungen seien vom Judentum auf die Kirche übergegangen – dem Antisemitismus zentral zugearbeitet haben, ist bekannt. Dass Martin Luther ein Judenfeind war, ebenfalls. Meist wird in der Literatur der gute, junge Luther mit seiner Schrift „Dass Jesus Christus ein geborenen Jude sei“ (Mai 1523) dem judenfeindlichen, alten Luther mit seine Schrift „Von den Juden und ihren Lügen“ (1543), die – so die gängige These – aus Enttäuschung über die bekehrungsunwilligen Juden geschrieben wurde, gegenübergestellt. Damit wäre dies ein persönliches Problem Luthers. Was aber, wenn das gesamte Schrifttum Luthers antijüdisch durchtränkt wäre, was aber, wenn viele andere Reformatoren genauso gegen die Juden geschrieben hätten, was gar, wenn der zentrale Artikel evangelischen Selbstverständnisses, der Artikel „mit dem die Kirche steht oder fällt“ (wie es früher hieß), die Rechtfertigungslehre (die Rechtfertigung des Sünders allein aus Gna- den ohne des Gesetzes Werke), selbst dauernd gegen die Juden gewendet wird?
Professor Andreas Pangritz wird in einem Einführungsvortrag diese Fragen aufgreifen. In Arbeitsgruppen soll insbesondere den Fragen nachgegangen werden: Inwieweit ist die Rechtfertigungslehre prinzipiell antijüdisch verfasst? Gibt es eine nicht antijüdisch ausgerichtete Rechtfertigungslehre? Luther begreift die Vertreibung des jüdischen Volkes aus dem Land Israel als geschichtliches Strafhandeln Gottes an Israel. Nun lebt ein Großteil des Volkes wieder im Lande Israel? Welche Bedeutung haben geschichtliche Ereignisse für die Theologie?
Professor Dr. Andreas Pangritz ist evangelischer Theologe und lehrte bis 2020 Systematische Theologie an der Universität Bonn. Er veröffentlichte u.a. Bücher zu Fragen des christlich-jüdischen Dialogs, zu den Theologen Friedrich-Wilhelm Marquardt und Helmut Gollwitzer. Sein Buch Theologie und Antisemitismus kann bei der Veranstaltung erworben werden. Es kostet 69,80 Euro.
Der Studientag soll mit abschließenden Überlegungen des Referenten und einem Pizza-Imbiss enden. Es gilt die 3G-Regel. Der von Christine Höke, Winfried Reuter, Detlev Karl, Christian Hohmann und Hartmut Peltz organisierte Studientag am 7. November startet im Gemeindehaus St. Johannis um 14:00 Uhr. Der Teilnehmerbeitrag beträgt 10,00 €. Interessierte können sich bis zum 2. November anmelden:
Bei der Reformierten Gemeinde St. Johannis, Pfarrer Winfried Reuter:
winfriedreuter
Tel. 0178 2551 724
@ outlook.com
oder der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Herford e. V, Hartmut Peltz:
Peltzhartmut
Tel. 0176 222 11 274 @ gmail.com
Professor (em.) Dr. Andreas Pangritz kommt zum Studientag am 7. November nach Vlotho ins Gemeindehaus St. Johannis.