Ein großes „Oh“ für Danny Sebastian Neumann: Gast-Organist begeistert beim Orgelherbst in der Auferstehungskirche

von Gabriela Peschke

„Orgelmusik mit Ohrwürmern“, so war das inzwischen vierte Konzerte der von Kantor József Opicz konzipierten Reihe „Orgelherbst“ überschrieben. Gast-Organist Danny S. Neumann setzte selbst noch ein „O“ hinzu: „Diese Stücke sind allesamt Lieblingsstücke, die ich aus Oberhausen mitgebracht habe“, so der Kantor des Evangelischen Kirchenkreises der Ruhrgebietsstadt. Doch noch ein weiteres großes „Oh“ durfte nicht fehlen: als Ausdruck der Bewunderung nämlich für das gut einstündige Konzert, bei dem der junge Musiker in einem weiten Bogen von barocken Sonaten über romantische Werke bis zu zeitgenössischer Popularmusik auf der Orgel sprichwörtlich alle Register zog, um sein Publikum zu begeistern.

Gut vierzig Zuhörer hatten sich im Kirchenschiff der Auferstehungskirche eingefunden, darunter einige Besucher, die auch bei vorherigen Darbietungen anwesend waren. József Opicz würdigte die kleine „Fangemeinde“ mit freundlichen Worten: „Wie schön, dass Sie unsere Konzerte so gut wahrnehmen“. Der musikalische Hausherr ließ es sich auch nicht nehmen, seinem Gast, langjährigen Studienkollegen und guten Freund für die Mitwirkung bei den Benefizkonzerten zu danken, die der Restaurierung der Ott-Orgel zugutekommen sollen. „Für mich ist es ein bisschen wie ein Heimspiel“, konterte Danny Neumann von der Orgeltribüne aus. Der 29-Jährige war bereits zu anderen Gelegenheiten musikalisch in der Auferstehungskirche zu erleben gewesen. Auch hatte er während seines Studiums an der Hochschule für Kirchenmusik den Gospelchor in Rehme geleitet, bevor er schließlich als Kreiskantor nach Oberhausen ging.

Nach einem grandiosen Start mit Johann Sebastian Bachs Sinfonia aus der Ratswahlkantate folgte der erste Satz aus dessen Triosonate G-Dur. Bei diesem spritzigen Stück spielte Neumann mit jeder Hand und mit den Füßen jeweils eine eigene Stimme – temporeich, hochvirtuos und zugleich mit fröhlicher Leichtigkeit. Das darauffolgende Stück, eine Komposition des Ungarn Zoltán Gárdonyi, kündigte Danny Sebastian Neumann als „Gruß an den Hausherren“ an und beschenkte die Zuhörer nach der quirligen Barockmusik nun mit ruhigen, melodiösen Klängen. Jazzig wurde es bei Hans-Martin Kiefers „Die ganze Welt hast Du uns überlassen“, begleitet vom Fingerschnipsen des Organisten, sofern die kurzen Pausen dies zuließen.

Wer hätte gedacht, dass eine Orgel ein ganzes Orchester ersetzen kann? Danny Neumann stellte das kurzerhand unter Beweis: mit dem aus der „Last Night of the Proms“ bekannten Power-Marsch „Pomp and Circumstance“ von Edward Elgar. Und auch Robert Schumanns Träumerei, sonst eher als poetisches Stück am Klavier bekannt, zeigte sich an der Orgel wunderbar schwärmerisch. „Eine Einladung zum Träumen“ hatte der Organist versprochen – und mit seiner romantischen Interpretation das Versprechen unbedingt eingelöst.

Ein weiteres Highlight des Konzertabends war die Ruhrgebietshymne „Glück auf“, interpretiert als Fuge aus der Feder von Neumanns Studienkollegen Tim Weigart. Zum Ausklang spielte der Gast-Organist noch das Stück „Der Schwan“ aus dem „Karneval der Tiere“ von Camille Saint-Saens, das mit seiner gefälligen Melancholie im krassen Gegensatz zum kraftvollen Schlussakkord des Abends stand: Mit einem fetzigen Rag über Beethoven, in dem sieben Motive seiner Werke „versteckt“ waren, fegte Danny Sebastian Neumann über die Tasten und verabschiedete sich so von seinem Bad Oeynhausener Publikum. Doch nicht, ohne sich noch einmal im Altarraum zu zeigen, um den lang anhaltenden Beifall der Zuhörer in Empfang zu nehmen.