Aus der Weserhütte auf die Rehmer Kanzel: Erinnerungen zum 100. Geburtstag des Rehmer Pfarrers Gerhard Huneke

Erstellt am 16.06.2021

Der Umgang mit Menschen stand im Mittelpunkt des Lebens von Gerhard Huneke. Am 16. Juni wäre der Pfarrer, der 33 Jahre lang in der Gemeinde Rehme seinen Dienst tat, 100 Jahre alt geworden.

Durch Kindergottesdienst und Jugendarbeit fand der gelernte Dreher in den 1950er Jahren zum Beruf des Pastors. 1948 wurde er hauptamtlicher Jugendwart des Christlichen Vereins junger Männer (CVJM) im Evangelischen Kirchenkreis Vlotho. Vor seiner Ordination 1952 hatte er kein Theologiestudium absolviert, das war einmalig in Westfalen. Nach der Pensionierung des Rehmer Pfarrers Rudolf Kuhlo 1960 wurde Gerhard Huneke in dessen Pfarrstelle eingewiesen. Zuvor war er ab 1952 Hilfsprediger in Rehme gewesen. „Er war ein begabter, leidenschaftlicher Prediger von klarer Sprache und fesselnder bilderreicher Erzählkunst und ein geduldiger und prägender Begleiter, Ratgeber und Seelsorger“, schrieb Superintendent Dr. Christof Windhorst in seinem Nachruf. So „übte er das Pastorsein völlig unprätentiös als einen wirklichen Beruf aus, unverdrossen und fröhlich, den Menschen freundlich zugewandt, nie unbestimmt und verschwommen.“

Bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1984 blieb Gerhard Huneke Gemeindepfarrer in Rehme. Wichtig waren ihm Seelsorge und Verkündigung. „Dem Menschen als Mensch zu begegnen, Anderssein nicht kritisieren, einander annehmen können, das hat meine Arbeit bestimmt“, ist ein Zitat des auch in Jugend- und Seniorenarbeit engagierten Pfarrers überliefert. In seiner Amtszeit wurden unter anderem der Innenraum der Rehmer Kirche und der Kirchplatz umgestaltet sowie Martin-Luther-Hof und Kindergarten gebaut.

An eine Anekdote des lebensnahen Pfarrers erinnerte sich Gemeindemitglied Wilhelm Wilmsmeier. Der Bau der Kirche in Babbenhausen-Oberbecksen neigte sich dem Ende entgegen. An der Stirnseite der Kirche wurde das große Holzkreuz aufgehängt. Pfarrer Huneke und auch die Maurer fassten mit an. Anschließend drückte der Pfarrer dem Polier einen Fünfmarkschein für Kaffee in die Hand. „Herr Pastor, und wenn wir uns nun Wacholder dafür kaufen?“, so der Polier. „Dann lasst ihn euch schmecken“, antwortete der Pfarrer.

So kennt ihn die Gemeinde Rehme: Pfarrer Gerhard Huneke im Portrait vor der Laurentiuskirche.

Gerhard Huneke stammte aus der Arbeitswelt und blieb auch sein Leben lang mit ihr verbunden. Zusammen mit dem damaligen Superintendenten Artur Dehmel veranstaltete der ehemalige „Hüttjer“ im Eisenwerk Weserhütte beispielsweise Kurzandachten zum Wochenbeginn. Zeitweise unterrichtete er Religion an der Berufsschule. Auf vielfältige Weise wollte der Pfarrer Menschen die christliche Botschaft als solide Lebensgrundlage vermitteln. Auch über seine Pensionierung hinaus leistete er so manchen Dienst in der Gemeinde. „Es gelingt nicht alles und das ist gut so. Sonst würden wir übermütig“, so ein Zitat Hunekes anlässlich seines 50jährigen Ordinationsjubiläums im Dezember 2002.

Ein gewaltiges Arbeitspensum hat Gerhard Huneke zusätzlich zu seiner Arbeit als Gemeindepfarrer absolviert. Im Evangelischen Kirchenkreis Vlotho übernahm er in vielen Bereichen kirchlicher Arbeit Verantwortung. Von 1957 bis 1980 wirkte Gerhard Huneke zusätzlich als Jugendsynodalpfarrer. Er war Öffentlichkeitsbeauftragter, Scriba im Kreissynodalvorstand, Beauftragter für Sozialarbeit, Vorsitzender des Friedhofsverbands und Mitglied in verschiedenen Ausschüssen des Evangelischen Kirchenkreises Vlotho. Außerdem war er 25 Jahre lang Vorstandsmitglied des Wittekindshofes. Darüber hinaus wirkte er im Kirchenkreisverband Herford-Lübbecke-Minden-Vlotho in verschiedenen Funktionen. Auf Landeskirchenebene war Gerhard Huneke Obmann der Prediger der Evangelischen Kirche von Westfalen und zwölf Jahre lang Mitglied der Landessynode.

Kurz vor seinem Tod konnte Gerhard Huneke 2003 noch am 1250jährigen Ortsjubiläum seiner Gemeinde Rehme teilnehmen. Im Alter von 82 Jahren verstarb er am 8. Juli 2003 nach kurzer, schwerer Krankheit. „Er starb wie ein alttestamentlicher Glaubensvater alt und lebenssatt“, schrieb der damalige Superintendent Dr. Windhorst in seinem Nachruf. Seine letzte Ruhestätte fand der engagierte Kirchenmann auf seinen eigenen Wunsch hin auf dem Alten Eidinghausener Friedhof. In den Worten „Alles ist euer, ihr aber seid Christi“ ist sein Trauspruch auf seinem Grabstein verewigt.

Pfarrer Gerhard Huneke (untere Reihe, 2. v. r.) bei seiner Ordination am 7. Dezember 1952 mit dem Presbyterium der Gemeinde Rehme.

Pfarrer Gerhard Huneke (links) mit seinem Sohn, Pfarrer Andreas Huneke (rechts), bei seinem 50-Jährigen Ordinationsjubiläum in der Laurentiuskirche 2002.