Veranstaltungsreihe: "Alternative Wohnkonzepte stellen sich vor"

Neue Wohnkonzepte für Bad Oeynhausen - Bürger entscheiden mit: Das "Bielefelder Modell" als Vorbild

Erstellt am 08.08.2020

Wohnen ist ein wichtiges Thema in Bad Oeynhausen. Nicht nur für ältere Menschen, die Alternativen zum Auszug in ein Altenheim suchen, sondern auch für jüngere Menschen, die bezahlbaren Wohnraum in der Kurstadt brauchen. Oliver Klingelberg, langjähriger Leiter des Sozialmanagements der BGW (Bielefelder Gesellschaft für Wohnen), stellte in einem Vortrag im Johanniter-Mehrgenerationenhaus das erfolgreiche so genannte „Bielefelder Modell“ vor.

„In Bielefeld ist bezahlbarer Wohnraum ebenso wie in der Kurstadt ein großes Thema“, so der Referent. Bereits in den 1970er Jahren wurde das Bielefelder Modell entwickelt. „Wohnen mit Versorgungssicherheit ohne Servicepauschale, ein gemeinsamer Ansatz für verschiedene Zielgruppen“, erläutert Oliver Klingelberg. Barrierefreie Wohnungen eines Wohnunternehmens, die 24-stündige Präsenz eines hauptamtlichen sozialen Dienstleisters und der Aufbau einer tragenden sozialen Infrastruktur sind die drei wichtigen Säulen des Modells. „Anders als beim betreuten Wohnen werden nur die in Anspruch genommenen Dienstleistungen vergütet. Eine gute Nachbarschaft, die sich gegenseitig hilft, ist ebenso wichtig. Wenn die Menschen in ihrem vertrauten Quartier bleiben, bleiben auch ihre sozialen Kontakte bestehen“, so Klingelberg.

Ein Mix aus frei und öffentlich finanzierten Wohnungen im Projekt des Wohnunternehmens zeichnet das Bielefelder Modell aus, weiß der Experte: „So hat man auch die Zugangsbarriere Portemonnaie im Blick und schließt Menschen mit geringem Einkommen nicht aus.“ Außerdem werden Pflegewohnungen auf Zeit, Wohnungen für Gäste und Gemeinschaftsräume mit eingeplant, in Bielefeld Wohncafé genannt. „Hier ist Raum für Begegnungen aller im Quartier, der vertrauten Nachbarschaft im Umkreis von etwa einem Kilometer lebenden Menschen, nicht nur der Mieter des Wohnkonzeptes. Das ist gelebte Inklusion und Quartiersentwicklung.“

Dass so etwas grundsätzlich auch in Bad Oeynhausen möglich sei, schließt Klingelberg nicht aus, das sei aber von einigen entscheidenden Faktoren abhängig: „Quartiersarbeit braucht engagierte Menschen. Diese zu finden ist noch schwieriger, als sie zu finanzieren.“ In der Kurstadt haben sich bereits drei sehr engagierte Sozialpartner gefunden, die sich für alternative Wohnformen begeistern: Anna-Lena Strakeljahn von der Ev. Erwachsenenbildung, Diakonin Ina Rohleder von der Arbeitsstelle Seelsorge im Alter (beide Kirchenkreis Vlotho) und Christiane Kern, Leiterin des Mehrgenerationenhauses der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. haben die Veranstaltungsreihe „Zuhause sein“ gemeinsam initiiert. „Wir kommen aus unterschiedlichen Bereichen und suchen weitere Partner, möchten Wissen und Kompetenzen zusammentun, um hier solch ein Projekt umsetzen zu können. Entscheidungsträger wie die Kommune und auch die Bürger mit einzubeziehen, ist Voraussetzung“, sagt Christiane Kern von der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V.

Das Interesse der Bürger, ihre Sehnsucht und Ungeduld nach alternativen Wohnformen seien groß, wie nicht nur Fragen nach dem Vortrag zeigten: „Die wegen des Corona-Virus begrenzten 34 Plätze beim Vortragsabend im Mehrgenerationenhaus waren schnell ausgebucht. Wir hatten noch 20 weitere Anfragen“, sagt Ina Rohleder. Deshalb soll es am 19. September mit einem moderierten Workshop weitergehen. Die Initiatorinnen wollen gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern weiter an dem Thema arbeiten. Der Workshop findet von 10 bis 16 Uhr im Johanniter- Mehrgenerationenhaus, Weserstraße 24 in Bad Oeynhausen statt. Anmeldungen nimmt Ina Rohleder telefonisch (05731 / 18 05 21) oder per E-Mail bis zum 11. September entgegen.

Anna-Lena Strakeljahn (v.l.), Ina Rohleder und Christiane Kern mit Referent Oliver Klingelberg vor dem Vortrag zum Bielefelder Modell in der Veranstaltungsreihe „Zuhause sein“.