Zwei Kirchen - ein gemeinsamer Name: Ev. Kirchengemeinde Volmerdingsen-Werste

Eine neue Gemeinde im Oeynhausener Norden: Volmerdingsen-Wittekindshof und Werste vereinigen sich zum 1. Januar 2021

Erstellt am 18.08.2020

Aus alt bekanntem entsteht etwas Neues im Norden von Bad Oeynhausen: Zum 1. Januar 2021 wollen sich die bisher eigenständigen Kirchengemeinden Werste und Volmerdingsen-Wittekindshof zur Evangelischen Kirchengemeinde Volmerdingsen-Werste vereinigen. Die bislang schnellste Vereinigung von zwei Gemeinden im Evangelischen Kirchenkreis Vlotho bündelt Synergien und vertieft die bereits gelebte Zusammenarbeit. 

Vereinigung nicht nur aus finanziellen Gründen

Für eine Vereinigung sprechen laut Pfarrer Helmut Pietsch aus Werste viele Aspekte: „Wegen sinkender Gemeindegliederzahlen wird es in Zukunft immer schwieriger, weiter zu machen wie bisher und alleine die Gemeindearbeit aufrecht zu erhalten. Auch der zu erwartende Kirchensteuerrückgang durch die Corona-Pandemie wird schwer zu kompensieren sein. Zusammen als eine Gemeinde haben wir die Chance, mit einem soliden personellen wie finanziellen Fundament genau so für unsere Gemeindeglieder da zu sein, wie sie es von uns erwarten.“ Spätestens seitdem Pfarrerin Anja Helen Bierski ihren Weggang aus der Gemeinde Volmerdingsen-Wittekindshof verkündete, war der Zeitpunkt für Gespräche zwischen den beiden Gemeinden gekommen. Pfarrer Uwe Rosner aus dem Volmerdingser Presbyterium bedauert den Weggang seiner beliebten Kollegin sehr: „Wir in Volmerdingsen sind sehr traurig, dass Anja Bierski uns verlässt und eine neue Stelle in Ostfriesland antritt. Aber für sie ist das eine großartige Chance, noch einmal eine neue Herausforderung anzunehmen und in einer weiteren Gemeinde etwas zu bewirken. In den vergangenen Jahren hat sie hier in Volmerdingsen eine großartige Arbeit geleistet und die Kirche im Dorf belebt.“ Die Pfarrerin, die auch Synodalbeauftragte für Frauenarbeit im Kirchenkreis ist, verlässt die Gemeinde aus eigener Initiative zum 31.10.2020. 

Beide Gemeinden gewinnen durch die Vereinigung

Weil aus finanziellen Gründen in Zukunft nur noch eine halbe Pfarrstelle für die Seelsorge und Gemeindearbeit in Volmerdingsen finanziert werden kann, hat sich das Presbyterium aus Volmerdingsen an die Amtskolleginnen und -Kollegen aus dem benachbarten Werste gewandt. „Im Juni wurde die Idee einer Vereinigung konkret und wir haben uns mit Vertretern aus beiden Gemeinden zusammengesetzt und waren uns schnell einig: Niemand verliert etwas, beide Gemeinden gewinnen“, sagt Ulrich Danielsmeyer aus dem Presbyterium Volmerdingsen-Wittekindshof. Dass der Wittekindshof im neuen Gemeindenamen nicht mehr auftaucht sei kein Ausdruck von fehlender Identität oder von Diskriminierung; im Gegenteil, betont Uwe Rosner: „Der Wittekindshof gehört zu Volmerdingsen. Die Bewohnerinnen und Bewohner sind Teil des Ortes und auch unserer Gemeinde. Auch wenn sie eigene Seelsorger der Stiftung haben, die auch Gottesdienste in der Erlöserkirche auf dem Campus feiern. Dass der Wittekindshof im Namen der neuen Gemeinde nicht auftaucht, sehen wir eher als gelebte Inklusion und gehen mit gutem Beispiel voran.“

Bisherige Zusammenarbeit intensivieren

In Zukunft kann durch die Vereinigung der pastorale Dienst mit anderthalb Pfarrstellen auf beide Gemeindeteile besser verteilt werden und ermöglicht es, den Kontakt zu den Gemeindegliedern aufrecht zu erhalten. Andreas Huneke, Superintendent des Kirchenkreises Vlotho begrüßt die Vereinigung und freut sich für beide Gemeinden: „Das ist ein bedeutender Schritt, der die Zusammenarbeit im Norden von Bad Oeynhausen leichter, unkomplizierter und zukunftsfähiger macht. Weiter zu machen, wie bisher wird früher oder später nicht mehr gut gehen. Jetzt diesen Schritt zu wagen zeigt, dass es in Zukunft nur noch gemeinsam möglich sein wird, unsere Aufgaben noch besser zu lösen, bei gleichzeitig geringeren finanziellen Mitteln.“ Dass hier nun konsequent zusammengeführt wird, was schon zusammenarbeitet, zeigt das bereits vorhandene vielfältige Zusammenwirken auf unterschiedlichsten Ebenen: In beiden Gemeinden ist Sekretärin Cirstin Schnepel in den Gemeindebüros erste Ansprechpartnerin für alle Fragen. Gemeindepädagogin und Jugendreferentin Bärbel Meyer organisiert seit vielen Jahren zusammen mit Pfarrerin Anja Bierski und Pfarrer Helmut Pietsch den gemeinsamen Konfirmandenunterricht mit gemeinsamen Ausflügen und Freizeiten. Und auch die Pfarrer haben sich in Urlaubs- und Krankheitszeiten bereits gegenseitig vertreten und die andere Gemeinde kennen gelernt.

Landeskirche muss Vereinigung beschließen

Für beide Presybeterien war klar, dass die Zukunft nur gemeinsam mit vereinten Kräften zu meistern ist, so Pfarrer Helmut Pietsch: „Wir müssen uns gegenseitig unterstützen und sehen die Vereinigung als große Chance für beide Stadtteile. Wir gehen nach einer Rekord-Beratungszeit von knapp zwei Monaten mutig voran und stellen uns gut gerüstet für die Zukunft auf.“ Die einvernehmlichen Beratungen sind von beiden Presbyterien beschlossen worden und werden nun jetzt auf Kirchenkreisebene beraten. Als letzter und entscheidender Schritt folgt der Vereinigungbeschluss der Kirchenleitung. Superintendent Andreas Huneke fasst den Ablauf zusammen: „Wenn im Kreissynodalvorstand der Wunsch zur Vereinigung zustimmend beraten wurde, wird er an die Evangelische Kirche von Westfalen weitergeben. Im Landeskirchenamt in Bielefeld wird dann die so genannte Vereinigungsurkunde ausgestellt und auch formell beschlossen, dass die beiden Gemeinden ab 2021 zusammengehören.“

Behutsame Veränderungen für die Zukunft

Nach der Verabschiedung von Pfarrerin Anja Helen Bierski im Oktober hofft die Gemeinde die halbe Pfarrstelle zeitnah nachbesetzten zu können. Die bisher eigenständigen Presbyterien der beiden Gemeinden werden in den Bevollmächtigtenausschuss berufen, der bis zur nächsten Kirchenwahl im Amt bleibt und die Gemeindeleitung fortführt. Für die Menschen in den Gemeinden ändert sich außer dem Namen also nicht viel entscheidendes, betont Ulrich Danielsmeyer: „Es gibt auch immer Gründe, vieles Gute beizubehalten. So kann es sein, dass wir weiterhin zwei Gemeindebriefe herausgeben. Vielleicht ist aber auch eine Gemeinschaftsausgabe ein Gemeinschaft stiftendes Element. Wir schauen, was die Zukunft bringt und gehen Veränderungen behutsam an, haben nun aber den notwendigen Rückenwind.“

Gemeindeversammlungen in beiden Gemeinden

Um die Gemeindemitglieder in Volmerdingsen und Werste über alle Details zu informieren und größtmögliche Transparenz herzustellen, gehört zum Vereinigungsverfahren eine Gemeindeversammlung in jeder Gemeinde. Dazu laden die Presbyterien ein und stehen Rede und Antwort. In Werste am Sonntag, den 27.09.2020 um 11:00 Uhr nach dem Gottesdienst und in Volmerdingsen am Dienstag, den 29.09.2020 um 19.30 Uhr. Die Veranstaltungen finden unter Einhaltung der dann gültigen Hygienevorgaben statt.

„Wegen sinkender Gemeindegliederzahlen wird es in Zukunft immer schwieriger, weiter zu machen wie bisher und alleine die Gemeindearbeit aufrecht zu erhalten."

Pfarrer Helmut Pietsch (Werste)

"Dass der Wittekindshof im Namen der neuen Gemeinde nicht auftaucht, sehen wir eher als gelebte Inklusion und gehen mit gutem Beispiel voran.“

Pfarrer Uwe Rosner (Volmerdingsen-Wittekindshof)