Dass die erste digitale Kreissynode im Kirchenkreis Vlotho gleich zu einer der spannendsten in der Geschichte des Kirchenkreises werden würde, damit hatte der scheidende Superintendent Andreas Huneke nicht gerechnet. „Ich bin jedoch froh, dass wir überhaupt wählen konnten und meine Nachfolge nun geregelt ist“, so der Superintendent nach der Synode. „Anscheinend gab es zwei sehr gute Bewerber um das Amt, die sich auf Augenhöhe begegnet sind und den Synodalen die Entscheidung nicht leicht gemacht haben.“ Zur Wahl standen Pfarrerin Dorothea Goudefroy aus der Kirchengemeinde Menden und Pfarrer Lars Kunkel aus der Kirchengemeinde Bad Oeynhausen-Altstadt. In der am Freitag online stattgefundenen Kreissynode wurden neben der neuen Superintendentin auch die weiteren Mitglieder des Kreissynodalvorstandes gewählt.
Zur erstmalig ausschließlich digital stattfindenden Kreissynode waren die 72 stimmberechtigten Mitglieder per Zoom-Webinar eingeladen, um zu entscheiden, wer den Kirchenkreis in den kommenden acht Jahren leiten soll. Im Januar 2021 endet die zweite Amtszeit von Pfarrer Andreas Huneke, der seit 2004 als Superintendent der oberste Geistliche des Kirchenkreises war. Insgesamt sieben Wahlgänge waren nötig, um festzustellen, dass Pfarrerin Dorothea Goudefroy aus Menden neue Superintendentin im Kirchenkreis Vlotho wird.
Nach einer Andacht von Schul-Pfarrerin Christiane Südhölter-Karottki stellten sich Dorothea Goudefroy und Lars Kunkel erneut in 10-minütigen Reden den Abgeordneten der Synode vor und skizzierten ihre Vision für den Kirchenkreis an Weser und Werre. Anschließend leitete der amtierende Superintendent Andreas Huneke die mit Spannung erwartete Wahl ein. Dass alle 62 Stimmberechtigten tatsächlich an der Wahl teilnahmen, sei unter anderem dem digitalen Format geschuldet, dass die Teilnahme massiv erleichtert habe.
Bereits im ersten Wahlgang zeigte sich, wie knapp diese Wahl werden würde. Auf Dorothea Goudefroy entfielen 29 Stimmen, Lars Kunkel erhielt 31 Stimmen. Nach einem erfolglosen zweiten (beide 31 Stimmen) und dritten Wahlgang legte Andreas Huneke als Synodenleitung eine Beratungspause ein. Nachdem auch im vierten und fünften Wahlgang keiner der beiden Kandidierenden die erforderliche absolute Stimmenmehrheit von 37 Stimmen auf sich vereinen konnte, beschloss die Wahlleitung nach Rücksprache mit dem Landeskirchenamt und den beiden Kandidierenden eine Fortsetzung der Wahl um zwei weitere Wahlgänge. Würde es weiterhin nicht zu einer eindeutigen Wahl kommen, hätte sich der kreiskirchliche Nominierungsausschuss erneut zusammenfinden und das Bewerbungsverfahren neu aufrollen müssen. Im siebten und finalen Wahlgang konnte schließlich Pfarrerin Dorothea Goudefroy erfolgreich mit 37 Stimmen der Synodalen als neue Superintendentin gewählt werden. Mitbewerber Lars Kunkel bekam 25 Stimmen im letzten Wahlgang.
Die neue Superintendentin bedankte sich bei der Synode für die Wahl. Sie hoffe nun, gemeinsam mit allen Gemeinden und Arbeitsbereichen des Kirchenkreises die Zukunft aktiv gestalten zu können und bedankte sich ebenfalls beim unterlegenen Lars Kunkel für den fairen Wettbewerb. Der Pfarrer aus der Kirchengemeinde Bad Oeynhausen-Altstadt nahm die Niederlage mit Fassung und wünschte der neuen Superintendentin alles Gute. Dorothea Goudefroy war froh, dass überhaupt eine Synode, wenn auch nur digital, zustande gekommen war: „Aber ich freue mich jetzt auf echte Gespräche und Begegnungen in allen Gemeinden und Arbeitsbereichen des Kirchenkreises.“ Dies sei eines ihrer ersten Ziele im neuen Amt. „Auf dem Fahrrad und im Auto habe ich den Kirchenkreis schon kennengelernt, jetzt will ich auch die Gesichter in den Gemeinden kennenlernen.“ Außerdem wisse sie um die Bedeutung des Amtes und wünsche sich die notwendige Unterstützung der Kreissynode, sagte die Pfarrerin nach der Wahl. „Ich möchte gemeinsam mit den Menschen hier die vielfarbige Gnade Gottes zum leuchten bringen.“
In der gut dreistündigen Online-Konferenz wurden neben der neuen Superintendentin auch Pfarrer Wolfgang Edler aus der Kirchengemeinde Eidinghausen-Dehme als ihr neuer Stellvertreter, sowie die weiteren Leitungsmitglieder der Kirchenkreises in den neuen Kreissynodalvorstand gewählt. Dieser besteht neben der Superintendentin und dem Assessor sowie dem Scriba (Schriftführer) aus sechs weiteren so genannten Synodalältesten. Eigentlich hätte die Wahl als Präsenzveranstaltung im Schloss Ovelgönne stattfinden sollen, durch die pandemiebedingten Kontaktbeschränkungen war eine Synode vor Ort jedoch nicht durchführbar. Innerhalb von einer Woche musste daher zusammen mit Toningenieur David Heuer aus Neuss die digitale Synode geplant werden, die in den kommenden Wochen auch für weitere Kirchenkreise und die Evangelische Kirche von Westfalen wegweisender Impuls sein könnte.
Der scheidende Superintendent Andreas Huneke wird am 09. Januar von der Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Annette Kurschus, entpflichtet und von seinen Aufgaben als Superintendent freigestellt. Der gesamte Livestream der Kreissynode ist hier abrufbar:
Im großen Sitzungsraum des Kreiskirchenamtes Bad Oeynhausen war von David Heuer ein digitales Synodenstudio inklusive Regie aufgebaut, aus dem per Zoom-Webinar die Mitglieder der Kreissynode zugeschaltet waren und von zu Hause aus abstimmen konnten.
Die stimmberechtigten Mitglieder der Synode konnten per Zoom-Webinar abstimmen. Vorab waren alle wichtigen Unterlagen über eine abgesicherte Webseite abrufbar.
Warum sind 37 Stimmen der Synodalen bei 72 Mitgliedern der Kreissynode die erforderliche absolute Mehrheit?
Der „verfassungsmäßige Mitgliederbestand“ der Kreissynode im Kirchenkreis Vlotho ergibt sich aus der Zusammensetzung der Kreissynode. Jede Gemeinde entsendet ihre Pfarrstelleninhaber sowie pro Pfarrstelle ein weiteres Mitglied aus dem Presbyterium. Zusätzlich haben Inhaber von kreiskirchlichen Pfarrstellen, sowie weitere berufene Mitglieder Stimmrecht. Durch Doppelbelegungen in Ämtern unter anderem im Kreissynodalvorstand und aktuell unbesetzte Pfarrstellen verringert sich die Anzahl der stimmberechtigten Mitglieder bei dieser Synode auf 62, von denen alle digital anwesend waren. Für eine erfolgreiche Wahl wird die absolute Mehrheit des verfassungsmäßigen Mitgliederbestandes erforderlich, diese lag bei 72 Mitgliedern bei 37 Stimmen.