Die Corona-Krise macht erfinderisch: Viele Kindergärten gestalten den Alltag ohne zu betreuende Kinder in den Gruppen auf vielfältige und kreative Weise. In den Kindergärten des Familienzentrums Eidinghausen entstanden eine Kindergartenzeitung und eine Überraschungskiste für jede Familie.
Seit Mitte März sind die Kindergärten im Kirchenkreis Vlotho geschlossen. Nachdem das Land NRW ein Betretungsverbot verhängte und nur noch Notbetreuungsgruppen möglich waren, sahen sich die Leitungen der Kindertagesstätten gezwungen, neue Wege einzuschlagen, um in dieser besonderen Zeit für alle Familien im Home-Office, in Kurzarbeit oder ganz mit ungewohnten Tagesabläufen da zu sein und den Alltag zu gestalten.
Im Kindergarten „Arche Noah“ im Oeynhauser Stadtteil Dehme ist so in den vergangenen Wochen eine eigene Kindergartenzeitung entstanden. Leiterin Ulrike Salzsieder freut sich über das Engagement der Erzieherinnen und Erzieher: „Den Kopierer können wir mittlerweile perfekt bedienen und das "Layouten" listen wir auch unter unseren Kompetenzen! Gar nicht gesprochen von der Freude, Kolleginnen mal nicht nur im Kindergarten zu erleben und gemeinsam für Freude sorgen in schweren Zeiten.“ Die Mitmach-Zeitung soll als kleines Dankeschön für die Kinder und ihre Familien verstanden werden, die bemalte Steine vor dem Kindergarten auf dem Heidkamp abgelegt und einen Regenbogen vor die Tür gemalt haben. In der selbst gestalteten und ausgedruckten Zeitung finden die Kinder und ihre Familien neben Grußworten von Pfarrer Wolfgang Edler auch Ausmalbilder, Rätsel und Gebete. Denn der christliche Glaube soll die Familien auf spielerische Weise besonders in diesen oft schwierigen Zeiten begleiten, sagt Ulrike Salzsieder: „Auch der Osterweg, den wir sonst immer gemeinsam gehen und den die Kinder aus den vergangenen Jahren kennen, haben wir eingebaut. Auch die Waldtage und die Emmausgeschichte müssen ausfallen. Deshalb planen wir bereits die nächste Ausgabe.“
Auch im Nachbarkindergarten „Regenbogen“ an der Eidinghausener Straße hinter dem Gemeindehaus fehlte dem Team um Leiterin Ulrike Niehus die gemeinsame Zeit mit den Kindern: „Als endgültig klar war, dass wir unseren Kindergarten auf nicht absehbare Zeit schließen müssen, ist uns der Abschied am Freitag-Nachmittag total schwergefallen. Seitdem gibt es keine fröhlichen Kinderstimmen und kein Getrappel auf den Fluren.“ Alle im Team seien sich einig gewesen: Ein Kindergarten ohne Kinder fühlt sich nicht richtig an. So entstand im Team die Idee, wenigstens etwas für die Kinder zu tun, wenn es mit ihnen nicht möglich ist und so auch die Eltern ein wenig zu entlassen. Entstanden ist die „Regenbogen-Überraschungskiste“, in der sich für die 92 Kinder der Einrichtung und ihre Familien Lieder, Rezepte, Spiele, Bastelsets, Blumensamen und Experimente befinden. Auch die Ostergeschichte wurde mit einem Kreuz zum Basteln eingebaut. Die Überraschungskisten kontaktlos an die Kinder zu übergeben stellte laut Ulrike Niehus eine besondere Herausforderung dar: „Weit über 800 Kopien, über 180 Bastelsets, 92 Kresse- Aussaat- Sets zu verpacken ohne direkten Kontakt zueinander zu haben, war gar nicht so einfach; als Team haben wir das aber hinbekommen und am 01. April mit mehreren Autos die Kisten ausgeliefert.“ Die Freude der Erzieherinnen und Erzieher, die Kinder aus den Kindergartengruppen wieder zu sehen, sei unglaublich groß gewesen, so Niehus weiter: „Es waren kostbare Momente der Begegnung für alle, in denen auch mal eine Träne kullerte.“ Nun will das Team in die zweite Runde der Begegnung starten und alle Familien telefonisch anrufen. Geplant ist auch, dass die Kinder ihre leeren Überraschungskisten vor dem Kindergarten abstellen können, die dann neu von den Regenbogen-Erzieherinnen und Erziehern mit neuem Inhalt befüllt werden.
Auch in den anderen Kindergärten im Kirchenkreis haben viele Erzieherinnen und Erzieher kreative Lösungen gefunden, um mit den Kindern, die nicht an den Notbetreuungsangeboten teilnehmen, in Kontakt zu bleiben.