Mit ihrer erzählenden Dramatik zog Leonhard Lechners Johannespassion die Zuhörer in den Kirchen in Rehme und Valdorf in ihren Bann. Anspruchsvoll war die fünfteilige, acapella gesungene Komposition auch für die Sänger. Unter der Leitung des Kirchenmusikdirektors Wolfgang Bahn führte der Kammerchor Via Cantica das Werk in zwei Konzerten auf.
Für Wolfgang Bahn war es das dritte Projekt, das er mit Via Cantica einstudiert hat. Ein halbes Jahr lang feilte er mit den Sängerinnen und Sängern an Harmonik und Interpretation. „Es hat viel Freude gemacht, dieses ausdrucksvolle und selten aufgeführte Werk zu erarbeiten“, sagte er. Das 1593 in der Spätrenaissance entstandene Chorwerk ist eine der ersten Vertonungen des Johannesevangeliums. Die Leidensgeschichte Jesu Christi ist eine der zentralen biblischen Erzählungen, die von vielen Künstlern vertont wurde. Lechners fünfteilige Komposition ist ein reines vierstimmiges Chorwerk.
In schlichter harmonischer Form lässt er die Sänger die dramatische Geschichte vortragen. Für besondere Spannung sorgen unterschiedlichste tonmalerische Wendungen, die die Geschichte illustrieren, beispielsweise wenn der Hahn kräht oder Petrus mit dem Schwert zuschlägt. Als bekennender Protestant verwendete Leonhard Lechner nicht den lateinischen Bibeltext, sondern Martin Luthers deutsche Übersetzung, der die Vertonung für jeden Hörer verständlich und damit die Dramatik besonders nachvollziehbar macht.
Zwischen den einzelnen Sätzen musizierte Wolfgang Bahn an der Orgel Choralvorspiele von Johann Sebastian Bach, Johannes Brahms und Ernst Pepping. „Sie unterstützen die Worte des Johannesevangeliums, die der Chor singt“, erläuterte Wolfgang Bahn seine Auswahl. Fasziniert lauschten die zahlreichen Zuhörer den Klängen. Zum Abschluss musizierte der Chor den Schlusschoral aus Johann Sebastian Bachs Johannespassion „Ach Herr, lass dein lieb Engelein“. „Welches Projekt wir als nächstes planen, steht noch nicht fest“, sagte Chorleiter Wolfgang Bahn.