„Beherzt, beseelt und beflügelt lauf ich durch den Tag“, so begrüßte Manfred Siebald seine zahlreichen Zuhörer musikalisch. „Einige sehen tatsächlich so aus. Andere eher, als hätten sie eine schwere Last zu tragen. Wie das Leben zu einem Fest werden kann, das soll heute Thema sein“, kündigte er nach einem Blick in die fast voll besetzten Reihen an. Mit seiner kraftvollen Stimme ließ er sein bekanntes Lied „Gott lädt uns ein zu seinem Fest“ erklingen, dazu griff er schwungvoll in die Saiten einer seiner insgesamt fünf mitgebrachten Gitarren.
Etliche Besucher kannten den Refrain und sangen mit. Jugendliche, das Paar in einer der vorderen Reihen, der Vater mit dem Baby auf dem Arm und auch die alte Dame, die ganz allein in der hintersten Kirchenbank saß, Menschen aller Altersgruppen begeisterten sich für die vertonen Worte und Gedanken des christlichen Liedermachers und stimmten ein. So sorgte nicht nur die große grüne Fahne vom gerade vergangenen Kirchentag für etwas Kirchentagsstimmung im Raum. „Ihr seid ja textsicher“, bemerkte Manfred Siebald erfreut. „Ich wusste gar nicht, dass so viele Menschen so leise singen können“, lockte er seine Zuhörer aus der Reserve, und forderte sie auf, laut mitzusingen.
Mit ansteckender, glaubhafter Freude und leuchtenden Augen erzählte er aus seinem Alltag. Er sprach von der Nähe Gottes und dem Vertrauen auf ihn, auch wenn manche Tage eher schwer bleischwer wirken als festlich und fröhlich. Von Beginn an sprang der Funke auf sein Publikum über. „Zu einem richtigen Fest gehört natürlich Musik. Ich habe euch ein Kinderlied mitgebracht, dazu gehört auch eine passende Gitarre. Für die habe ich leider die Waschanleitung zu spät gelesen“, bemerkte der lebhafte 70-Jährige augenzwinkernd und griff zum kleinsten seiner Instrumente. Vergnügt folgten die Zuhörer seiner Anweisung, laute und schiefe Töne erklingen zu lassen.
Eine besondere Gitarre hatte Manfred Siebald aus Südafrika mitgebracht. „Die Menschen in den Townships bauen sich Instrumente aus alten Ölkanistern“, erzählte er und erinnerte daran, dass „Reichtum keine Vorbedingung für ein Fest“ ist. Als er das gesellschaftskritische Lied „Jeremy“ anstimmte, wischte sich nicht nur ein Zuhörer verstohlen eine Träne ab. Er sang von den unerfüllten Träumen der Armen und denen der Reichen, erkauft durch die Benachteiligung anderer. Gerechtigkeit ist für Manfred Siebald eine wichtige Sache, die er nicht nur in seinen Liedern zum Thema macht, sondern die Erlöse seiner Auftritte für wohltätige Zwecke spendet.
Seit vier Jahrzehnten schreibt der Literaturwissenschaftler, der Professor für Amerikanistik an der Mainzer Universität war, seine Lieder von Leben und Glauben selbst. Mit seinen Gitarren ist er im gesamten deutschsprachigen Raum unterwegs, um in mehr als 50 Konzerten pro Jahr von der christlichen Botschaft zu erzählen. Mehr als 20 CDs hat er im Laufe der Jahre eingespielt und auch seine Bücher finden unzählige Leser. „Wir freuen uns, dass er wieder bei uns zu Gast ist“, sagte Hartmut Birkelbach vom Kulturreferat KuK! des Kirchenkreises Vlotho. Auf seine Einladung war der Liedermacher nach seinem ersten Besuch 2007 nun erneut in die Kurstadt gekommen.
„Kleine Auszeiten im Alltag und Begegnungen mit Menschen lassen in der Summe das Leben zu einem Fest werden. Und es gibt viele Gelegenheiten, anderen Menschen das Leben ein Stück festlicher zu machen.“, sagte Manfred Siebald. Ganz still war es im Kirchraum, wenn er humorvoll und lebensnah erzählte, ob von seinem Garten in Mainz, in dem er gern die Natur beobachtet, oder wie sich sein Blick auf Flüchtlinge durch einen Satz aus der Bibel verändert hat, „von einer Zahl zu einzelnen Schicksalen“.
„Die letzte Gelegenheit, sich euren Nachbarn zuzuwenden und ihnen gute Wünsche zuzusingen“, forderte Manfred Siebald sein Publikum auf, als er nach fast zwei Stunden sein bekanntes Lied „Geh unter der Gnade“ anstimmte. Mit reichlich Applaus bedankten sich die Zuhörer für den kurzweiligen Abend, in denen Manfred Siebald seine „Lieder, Worte und Gedanken“, so der Titel seines aktuellen Programms, mit ihnen geteilt hatte. Seine Zugabe „Ich bring euch nach Hause“ begleitete sie auf den Heimweg.