Kantorei verbindet musikalische Welten

Erstellt am 28.11.2018

Kompositionen von Bach und Jenkins begeisterten die Zuhörer

Faszinierende musikalische Akzente setzte die Kantorei an der Auferstehungskirche mit zwei Kompositionen, die kontrastreicher kaum sein könnten. Unter der musikalischen Leitung des Kreiskantors Harald Sieger führten rund 150 Mitwirkende die barocke Kantate „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ (BWV 140) von Johann Sebastian Bach und das „Requiem“ des zeitgenössischen Komponisten Karl Jenkins auf.

 

So groß war das Interesse, am Ewigkeitssonntag zwei faszinierende Werke in der Auferstehungskirche am Kurpark zu erleben, dass sich bis kurz vor Beginn lange Schlangen an der Abendkasse bildeten, in der Hoffnung, noch eine Konzertkarte zu ergattern. Als „Statement der Hoffnung im Angesicht der Vergänglichkeit“ und musikalische Verbindung zwischen Barock und Gegenwart hatte Kreiskantor Harald Sieger die beiden Werke ausgewählt.

 

Mit der bekannten Bach-Kantate „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ begann der ergreifende Konzertabend. Schlichte, klangvolle Melodien entfaltete der Komponist immer wieder zu perlenden Koloraturen. Elegant, oft beinahe mathematisch hat Johann Sebastian Bach das polyphone Klangbild seiner Kantate gestaltet. Das Orchester „opus 7“ sorgte für ein klangstarkes und zugleich feines harmonisches Fundament. Die drei Solisten Inga Krause, die kurzfristig als Sopranistin eingesprungen war, Tenor Wilhelm Adam und Bass Luciano Lodi begeisterten in ihren Arien und Rezitativen mit Präsenz und harmonischen Klangfarben. Im Eingangschor und Schlusschoral überzeugten die über 100 Sänger aus Kantorei und Jugendkantorei mit vielstimmigem Klang und verständlicher Aussprache, die die Zuhörer am biblischen Gleichnis der himmlischen Hochzeit teilhaben ließ.

 

Nach dem eleganten barocken Klangerlebnis faszinierten die Musizierenden ihr Publikum in der zweiten Konzerthälfte mit völlig anderen musikalischen Welten. Der zeitgenössische Komponist Karl Jenkins hat den lateinischen Text der Totenmesse mit fernöstlichen Vorstellungen verbunden, die menschliches Leben, Sterben und Wiedergeburt mit dem Kreislauf des Wassers vergleichen, und in fünf Haiku-Gesängen in den Ablauf des Requiems eingefügt. So sang die Kantorei als besondere Herausforderung nicht nur in der lateinischen, sondern auch der japanischen Sprache.

 

Auch musikalisch schafft die Tonsprache von Karl Jenkins berührende und beeindruckende Momente. Mal strahlt sie große Ruhe aus, dann wieder spürt man, wie die Welt im „Rex tremendae“ vor dem ewigen König erzittert oder im lautmalerischen „Dies irae“ erbebt. Ein mitreißendes Stück, dass bei den Zuhörern spontanen Applaus aufbranden ließ. In ihren oft dissonanten Harmonieführungen verlangt die Komposition den Mitwirkenden einiges ab. Souverän führte Harald Sieger die Musiker mit seinem präzisen Dirigat durch das faszinierende Werk, in dem Karl Jenkins von einer friedlichen Zukunft erzählt. Ein vierköpfiges Percussionensemble sorgte für klanggewaltige Momente, während die Shakuhashi, eine traditionelle japanische Bambusflöte, mit ihren Melodiebögen Ruhe ausstrahlte. Nachdem das finale „In Paradisum“ in sanftem Pianissimo verklungen war, brandete tosender Applaus auf und die Zuhörer lobten die Leistung der Mitwirkenden mit stehenden Ovationen. Mit „Lord's prayer“, einer englischen, a capella vorgetragenen Version des Vaterunsers, bedankte sich die Kantorei bei den begeisterten Zuhörern.

Klanggenuss: Die Mitwirkenden des Kantoreikonzertes in der Auferstehungskirche sorgten für Gänsehautmomente bei den Zuhörern.

Präzise: Souverän führte Kreiskantor Harald Sieger die Mitwikenden durch den Konzertabend.

Gefeiert: Die Solisten Wilhelm Adam (v.l.), Luciano Lodi, Ylva Sternberg, Kreiskantor Harald Sieger sowie Chor und Orchester genossen den tosenden Applaus der Zuhörer.