Tiefsinnige Momente

Erstellt am 24.03.2018

Christina Brudereck und Benjamin Seipel – „2Flügel“ in der St. Stephanskirche

Wie schön es sein kann, entspannt guten Geschichten zu lauschen, die zu tiefsinnigen Gedanken anregen, und außerdem einem ausgesprochen versierten Pianisten und Sänger zuzuhören, konnten die Besucherinnen und Besucher am Samstag in der Vlothoer St. Stephanskirche erleben. Auf Einladung der örtlichen Kirchengemeinde und des Kulturreferats „KuK!“ des Kirchenkreises Vlothos waren die Theologin und Schriftstellerin Christina Brudereck und Dr. Benjamin Seipel, Pianist und Dozent an der Musikhochschule in Köln, gekommen und präsentierten ihr aktuelles Programm „Kopfkino“.

 

Christina Brudereck streute in der sehr gut besuchten Kirche Geschichten, die das Leben schreibt, Reiseerlebnisse und Tiefsinniges über den dankbar aufmerksamen Zuhörern aus. Eigene Texte waren dabei, aber auch Poesie aus anderen Quellen. Ihre Wurzeln im christlichen Glauben verschwieg die Pfarrerstochter bei allem nicht. Einfühlsam agierte auch Benjamin Seipel, der von Volksliedern über Jazz bis zu bekannten Stücken der Pop- und Filmmusikgeschichte aufnahm, wozu die Wortbeiträge seiner Partnerin anregten. Dabei reichten ihm manchmal seine beiden Hände auf den Tasten nicht aus. Dann blies er einmal mit der Melodica gleichzeitig noch die Melodie oder erzeugte rhythmische Klängen durch Zupfen der Klaviersaiten im Innenleben seines Flügels.

 

Ältere und neuere Kinofilme gaben dem Programm „Kopfkino“ den roten Faden, Filme, die den meisten im Publikum offensichtlich geläufig waren. Aber Christina Brudereck wusste auch dem scheinbar Bekannten noch persönlich einen neuen Blickwinkel zu geben. So zum Beispiel beschrieb sie bei dem Film „Million Dollar Hotel“ über ein heruntergekommenes Hotel in Los Angeles mit der Filmmusik von Bono die bewegende Schlussszene, in der die Gruppe U2 auf dem Dach des Gebäudes „Where the streets have no name“ singt. Und sogleich spielte und sang Benjamin Seipel diesen Song.

 

„Kopfkino“, das heiße, so Christina Brudereck, dass jeder seinen eigenen einzigartigen Film hat und sieht. Das war auch dem Publikum anzumerken, das im Laufe des Abends immer mehr aus sich herausging. Aus Schmunzeln wurde schon mal befreites Lachen, oder auch nicht mehr zurückgehaltene Rührung durch die gekonnte Verschränkung von Worten und gefühlvoll abgestimmter Musik.

 

Den Künstlernamen „2Flügel“ des Duos erklärte Christina Brudereck so: „Flügel sind aus Federn, und mit Flügeln hebt man sich vom Boden ab.“ Die zwei Flügel der beiden Künstler seien zum einen natürlich der sichtbare Konzertflügel von Benjamin Seipel, zum anderen die unsichtbaren, spirituellen Gedanken, die durch die zitierten Texte beim Publikum entstehen.

In vielem regten die beiden Künstler dazu an, etwas über Gottvertrauen und Liebe im Umgang miteinander zu lernen und dabei im christlichen Glauben einen Halt zu finden. Auch politische Spitzen zu den momentan unruhigen Zeiten kamen nicht zu kurz. Das begeisterte Publikum bedankte sich am Ende stehend mit lang anhaltendem Applaus.

Am Sonntag gestalteten die beiden Künstler auch den gemeindlichen Passionsgottesdienst und bescherten der Gemeinde ein weiteres Mal eine voll besetzte Kirche.