Annette Kurschus, Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, ist heute Vormittag in Bremen mit 126 von 140 abgegebenen Stimmen von Synode und Kirchenkonferenz zur Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gewählt worden.
„Wir freuen uns, dass mit Annette Kurschus eine ausgezeichnete Theologin gewählt wurde, die ebenso leitungserfahren wie zugewandt ist“, so die Präses der EKD-Synode, Anna-Nicole Heinrich, in ihrer Gratulation. „Gemeinsam mit den Mitgliedern des Rates werde die Ratsvorsitzende Annette Kurschus die Stimme der evangelischen Kirche in den drängenden gesellschaftlichen Fragen zu Gehör bringen“, betonte Anna-Nicole Heinrich.
Annette Kurschus, am 14.2.1963 in Rotenburg an der Fulda geboren, ist in einem Pfarrhaus im hessischen Obersuhl und in Siegen aufgewachsen. Sie studierte ab 1983 in Bonn, Marburg, Münster und Wuppertal Theologie. Ab 1989 war sie Vikarin und dann Gemeindepfarrerin in mehreren Siegener Kirchengemeinden. 2005 wurde sie Superintendentin des Kirchenkreises Siegen. Seit 2012 steht Präses Annette Kurschus als erste Frau an der Spitze der Evangelischen Kirche von Westfalen, der viertgrößten Landeskirche in Deutschland. Die Westfälische Wilhelms-Universität hat ihr im Januar 2019 die Ehrendoktorwürde der Evangelischen Theologie verliehen. Seit November 2015 war sie stellvertretende Vorsitzende des Rates der EKD, seit 2016 zudem Beauftragte des Rates der EKD für die Beziehungen zu den polnischen Kirchen.
Zahlreiche Grüße und Glückwünsche erreichen die westfälische Präses Annette Kurschus zu ihrer Wahl als EKD-Ratsvorsitzende. Von der laufenden EKD-Synode in Bremen aus dankt sie für den „starken Rückenwind“ für ihr neues Amt.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing, schreibt an die neue Ratsvorsitzende: „Mit Ihrer Wahl bin ich zuversichtlich, dass wir weiter den eingeschlagenen ökumenischen Weg der Kirchen in Deutschland in guter und engagierter Weise fortsetzen werden.“
NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst twittert: „Es ist nicht nur für die Evangelische Kirche von Westfalen, sondern für ganz Nordrhein-Westfalen eine große Ehre, dass mit Annette Kurschus eine Persönlichkeit an die Spitze der EKD rückt, die so eng mit NRW verbunden ist.“
Der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Landesbischof Ralf Meister (Hannover), sagt über die neu Gewählte: „Aus der geistlichen Mitte heraus theologisch reflektiert öffentlich zu reden und zu handeln, dafür steht Annette Kurschus. Mit ihr als Ratsvorsitzende, die Erfahrung und Veränderungsbereitschaft verbindet, wird die Evangelische Kirche mutig in die Zukunft gehen.“ Bischof Thomas Adomeit, Ratsvorsitzender der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen, schreibt: „Theologisch gegründet trifft sie den Ton, um Kirche in der Gesellschaft eine mutige und vernehmbare Stimme zu geben.“
Thorsten Latzel, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, gratuliert seiner westfälischen Amtskollegin: „Die EKD hat mit Dir eine kluge Theologin, eine einfühlsame Seelsorgerin und eine weitsichtige Kirchenpolitikerin zur Ratsvorsitzenden gewählt.“ Dietmar Arends, Landessuperintendent der benachbarten Lippischen Landeskirche, sieht den Platz der Kirchen ebenso wie Kurschus bei den Armen und Schwachen: „Dies hat sie im Blick auf die drängenden Themen Klimagerechtigkeit und den Umgang mit den Geflüchteten heute klar benannt.“
Brot für die Welt, Diakonie Katastrophenhilfe und Diakonie Deutschland gratulieren in einer gemeinsamen Pressemitteilung. Diakonie-Präsident Ulrich Lilie: „Wir verstehen es als ein hoffnungsvolles Vorzeichen, dass Annette Kurschus in dem Landstrich lebt und arbeitet, der wie kein anderer von der Präsenz diakonischer Träger geprägt ist. Bielefeld und Bethel stehen 'pars pro toto' für den Brückenbau zwischen Diakonie und Kirche, ja, mehr noch für die nachhaltige Entwicklung einer diakonischen Kirche im Sozialraum."
Die westfälische Präses Annette Kurschus folgt auf den bisherigen Amtsinhaber, Bischof Heinrich Bedford-Strohm aus Bayern, der nicht für eine weitere sechsjährige Amtszeit kandidiert hatte. Zur stellvertretenden Ratsvorsitzenden wurde die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs gewählt. Der neue Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland wird im Abschlussgottesdienst feierlich eingeführt.
In neun Wahlgängen hatte die Synode am Dienstag sieben Frauen und sieben Männer in das Leitungsorgan gewählt. Mit Tobias Bilz (Sachsen) und Volker Jung (Hessen-Nassau) gehören dem Rat insgesamt vier leitende Geistliche an. Zu den Ratsmitgliedern gehören außerdem aus der Politik Kerstin Griese (SPD) und Thomas Rachel (CDU) sowie die Universitäts-Professoren Jacob Joussen und Michael Domsgen. Weitere Ratsmitglieder sind der Unternehmer Andreas Barner, die hannoversche Landeskirchenamtspräsidentin Stephanie Springer und Michael Diener, Dekan in Germersheim. Ebenfalls gewählt wurden die Politikwissenschaftlerin Silke Lechner, die Juristin Anna von Notz und Josephine Teske, Pastorin in Büdelsdorf. Als 15. Mitglied gehört Anna-Nicole Heinrich, Präses der EKD-Synode, dem Rat an.