Seelsorge und Beratung im Kirchenkreis

Kurseelsorge

Kurseelsorge in Bad Oeynhausen gibt es seit nunmehr über 150 Jahren, so lange eben wie die Stadt Bad Oeynhausen ein Kur- und Badeort ist. Mit der Entstehung der großen Rehabilitationskliniken in den siebziger Jahren vollzog sich jedoch ein großer struktureller Wandel. Die Kliniken bieten den Patienten nun alles, was sie brauchen, im eigenen Hause an. Das gilt sowohl für den therapeutischen Bereich als auch für die Freizeitgestaltung.

Das bedeutet, dass es fast nicht mehr möglich ist, die Kurgäste in traditioneller Form zu erreichen, denn die Notwendigkeit, das Haus zu verlassen, besteht nicht mehr. Darum entstand im Jahre 1986 in Zusammenarbeit mit der Maternus Klinik, den Johanniter-Ordenshäusern und der Klinik Porta Westfalica in Bad Oeynhausen der „Modellversuch Kurseelsorge“, an dem sich wenig später auch die Klinik Bad Oexen beteiligte.

Die Kirche stellte nun erstmals Kurseelsorger ein, die ausschließlich für die Betreuung der Patienten in den einzelnen Kliniken da waren. Im Gegenzug verpflichteten sich die Kliniken in Zusammenarbeit mit den Rentenversicherungsträgern zur finanziellen, räumlichen und personellen Unterstützung. 1991 wurde dann erstmals eine kreiskirchliche Pfarrstelle für Kurseelsorge eingerichtet.

Seit dieser Zeit ist die Kurseelsorge weiter gewachsen. Die Personalpolitik der Evangelischen Kirche von Westfalen ermöglichte es, immer wieder Pfarrerinnen und Pfarrer vor allem im Entsendungsdienst für die Kurseelsorge zu gewinnen. Für eine sinnvolle Arbeit innerhalb der Kurseelsorge ist allerdings auch höchst bedeutsam, bedenkt man, dass allein in den großen Kliniken weit über 2.000 Patienten zu versorgen sind.

Durch die Gesundheitsreform Ende der neunziger Jahre hat sich ein weiterer Wandel ergeben. Der traditionelle Badekurgast, der in einer Pension wohnt und seine Anwendungen im Badehaus einnimmt, findet sich in Bad Oeynhausen praktisch nicht mehr. Aber auch in den einzelnen  Rehabilitationskliniken gibt es kaum noch Patienten, die eine prophylaktische Maßnahme erhalten. Statt dessen steigt die Zahl derer, die nach einem Krankhausaufenthalt zu einer Anschlussheilbehandlung kommen. Gleichzeitig nimmt die Schwere der Erkrankungen zu, da bei leichteren Erkrankungen von Seiten der Versicherungsträger immer weniger  Rehabilitationsmaßnahmen genehmigt werden.

Als Folge dieser Sparmaßnahmen mussten auch in Bad Oeynhausen einige Kliniken schließen, die übrigen sind im Jahresdurchschnitt nicht mehr zu 100% belegt. Das bedeutet für die Kliniken, dass sie in einem sehr viel stärkeren Maße kostenorientiert und effzient arbeiten müssen.

Dass die Kurseelsorge trotz dieser veränderten Bedingungen in den Kliniken auch heute noch finanzielle Unterstützung von den Johanniter-Ordenshäusern, der Klinik Porta Westfalica, der Klinik am Rosengarten und der Klinik Bad Oexen erfährt, zeigt, wie wichtig diesen Häusern diese Arbeit ist.

Der besondere Auftrag der Kurseelsorge ergibt sich durch die besondere Lebenssituation der Menschen, denen sie sich zuwendet. Auf Grund einer Krankheit sind diese Menschen für eine Zeit aus ihrem normalen Alltag herausgelöst. Diese Zeit dient aber nicht nur der körperlichen Rehabilitation, sondern für viele ist es auch eine Zeit des Nachdenkens und der Neuorientierung, bisher ausgemacht hat, für diese Menschen abgebrochen.

Die Kurseelsorge bietet diesen Menschen Gemeinde auf Zeit und in der Fremde an. Einige suchen die Gemeinschaft von Christinnen und Christen, weil es für sie zum Leben dazugehört, andere erinnern sich ihres verschütteten Glaubens, wieder andere suchen in dieser Lebenskrise erstmals diesen Weg.

Das Angebot der Kurseelsorge in den einzelnen Kliniken umfasst neben den Einzelgesprächen als zentralem Element außerdem Andachten, thematisch orientierte und offene Gesprächkreise, Gottesdienste zu den kirchlichen Festzeiten, Einzelveranstaltungen zu aktuellen Themen, Spaziergänge mit Kirchenführungen u.a. Die positive Resonanz der Patienten macht deutlich, wie wichtig es ihnen ist, gerade in dieser Lebenssituation Begleitung durch die Kirche zu erfahren. Natürlich besteht auch eine enge Zusammenarbeit vor allem mit den psychologischen Abteilungen der Häuser, sowie mit den Ärzten und dem Pflegepersonal. Außerdem wird das Team der Kurseelsorge durch etliche ehrenamtliche Mitarbeiter (Grüne Damen, pensionierte Pfarrer) verstärkt.

Es bleibt zu hoffen, dass die Kurseelsoge in Bad Oeynhausen, die sich in dieser Form in der Evangelischen Kirche von Westfalen (leider) kein zweites Mal findet, erhalten bleibt. Gerade in Zeiten des Sparens und der Neustrukturierungen ist die Erfüllung dieser Hoffnung keineswegs selbstverständlich. Aber wenn Kirche an den Orten verstärkt Präsenz zeigen soll, an denen die Menschen ansprechbar und offen für Fragen des Glaubens sind, dann ist die Arbeit an Rehabilitationskliniken Arbeit ganz sicher unverzichtbar.