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Was Martin Luther und Udo Lindenberg verbindet: Musikalische Zeitreise in der Martin Luther-Kirche auf der Lohe

Erstellt am 27.10.2020

Zu einem „panisch-theologischen Abend“ begrüßte Kultur-Pfarrer Hartmut Birkelbach die Gäste in der Martin-Luther-Kirche. Mit zahlreichen Verbindungen zwischen Martin Luther und Udo Lindenberg überraschten Uwe Birnstein und Werner Hucks unter dem Titel 'Zwei Deutsche für ein Halleluja' die Zuhörer.

Für Schmunzeln sorgte schon Uwe Birnsteins Begrüßung: „Wir freuen uns, heute hier in der Udo-Lindenberg-Kirche, ach nee, Martin-Luther-Kirche auftreten zu dürfen.“ Der Münchener Theologe und Publizist erzählte, wie er im Studium als Lutherleser und Lindenberghörer immer mehr Bezüge zwischen den beiden fand. „Sie hätten sich viel zu erzählen“, sagte er. „Lindenberg packt seine Hoffnung in Lieder, die Menschen jenseits der Kirche erreichen.“

Uwe Birnstein erzählte die Geschichte zum bekannten 'Sonderzug nach Pankow', als Udo Lindenberg auf die bekannte Melodie des 'Chattanooga Choo Choo' einen neuen, respektlosen Text geschrieben hatte. „Das Volk lachte, die Politiker nicht so richtig“, so Uwe Birnstein. Mit Beharrlichkeit erreichte Lindenberg, im Ostberliner Palast der Republik auftreten zu dürfen. „Auch Luther stand in Worms vor dem Oberindianer seiner Zeit, Kaiser Karl dem Fünften. Der forderte ihn auf, seine Lehre zu widerrufen. Doch Luther lehnte ab. Sie war ihm wichtiger als Gehorsam“, sagte der Theologe. „'Hier stehe ich, ich kann nicht anders', soll Martin Luther damals gesagt haben. Ist Udo Lindenbergs Spruch 'Ich mach mein Ding, egal, was die anderen sagen' nicht eine Umsetzung davon?“, lud er die Zuhörer zum Nachdenken ein.

Zwischen den Texten, teilweise auch als musikalische Untermalung, musizierte Werner Hucks eigene Bearbeitungen von Lutherliedern und Lindenbergsongs. Von „Ein feste Burg“ bis zu „Hinterm Horizont geht's weiter“ ließ der Kölner Konzertgitarrist und Studiomusiker viele bekannte und auch einige unbekanntere Stücke erklingen. Ab und zu griff auch Uwe Birnstein zur Gitarre und sie spielten gemeinsam. „Lindenberg macht das, was Luther forderte. Er schaut dem Volk aufs Maul, leidenschaftlich, verständlich und manchmal deftig“, so Uwe Birnstein. Beide prangerten Kommerz und falsche Religion an. An die Kirchenwand wurden jeweils passende Bilder projiziert, unter anderem von Udo Lindenberg gemalte Bilder zu den zehn Geboten. Dazu las Uwe Birnstein Luthers Auslegungen, während Werner Hucks das Katechismuslied „Dies sind die heilgen zehn Gebot“ des Reformators spielte.

„Für uns war es etwas Besonderes, in dieser für Kultur so schwierigen Zeit wieder vor Menschen zu spielen“, sagte Uwe Birnstein am Ende des vielfältigen Abends unter dem Motto 'Keine Panik – ein feste Burg ist unser Gott’.

Theologe Uwe Birnstein (links) erkennt Parallelen zwischen Panikrocker Udo Lindenberg und Reformator Martin Luther. Dazu spielt er auch Gitarre in der Martin Luther-Kirche. Konzertgitarrist Werner Hucks (rechts) kann nicht nur Lieder von Udo Lindenberg spielen, sondern auch Stücke aus der Zeit Martin Luthers.