von Hartmut Birkelbach
Es sollte ein ganz besonderes Projekt werden und fiel dann doch so wie viele andere Veranstaltungen des Kulturreferates „KuK!“ im Evangelischen Kirchenkreis Vlotho der Corona-Pandemie und ihren Folgen zum Opfer: Unter der Schirmherrschaft des renommierten Choreografen John Neumeier waren erstmals „Tanztage OWL“ geplant, in deren Rahmen das von Neumeier ins Leben gerufene ‚BundesJugendBallett Hamburg‘ in Bad Oeynhausen und Minden zu Gast sein sollte und neben Workshops und anderen weiteren öffentlichen Auftritten am 2. Mai in der Auferstehungskirche am Kurpark in Bad Oeynhausen zusammen mit Chören aus der Region und Musikern aus Hamburg sein Programm „Tolerance“ präsentieren wollte.
KuK!-Pfarrer Hartmut Birkelbach dazu: „Es war uns eine ganz große Freude und echte Ehre, dass wir Teil dieses besonderen Projektes waren, und auch wenn wir corona-bedingt das geplante Programm in den letzten Monaten mehrfach modifizieren mussten, weil etwa die geplante Einbeziehung der örtlichen Kantorei und Ballettschule nicht mehr möglich war, hatten wir doch immer noch die Hoffnung, dass wenigstens die beiden Aufführungen am 2. Mai in anderer musikalischer Besetzung möglich sein würden – aber nun hat uns die Corona-Pandemie endgültig einen Strich durch die Rechnung gemacht. Das ist wirklich ganz, ganz schade, weil die Aufführungen des ‚BundesJugendBalletts‘, einer international besetzten Companie aus acht jungen Profi-Tänzer:innen, ein ganz besonderes Erlebnis sind und uns sein Programm zum Thema Toleranz gerade in diesen Zeiten sehr wichtig gewesen wäre! Und wo wäre es besser aufgehoben als in einer Kirche - auch wenn es sicher eine besondere Herausforderung ist, dort gute Aufführungsbedingungen zu schaffen, also z.B. eine erhöhte Bühnenfläche von knapp 50 Quadratmetern? Aber wir waren da auf einem guten Weg und hatten nicht zuletzt bei Ortsterminen in Hamburg und Bad Oeynhausen alle entsprechenden Absprachen getroffen – und nun lässt die aktuelle Infektions- und Gesetzeslage leider, leider die Aufführungen bei uns wie auch die Folgetermine im Stadttheater Minden einfach nicht zu.“
Solche bitteren Erfahrungen machen Birkelbach und seine Mitstreiter:innen in diesen Monaten immer wieder. Gerade weil man sich entschieden hat, nicht im Vorhinein die seit Langem geplanten Veranstaltungen pauschal abzusagen, sondern „auf Sicht zu fahren“, um dann möglichst schnell wieder einsteigen zu können, geht man das Risiko der Enttäuschung über immer neu nötig werdende Absagen aber bewusst ein. „Man ist ja gerade in diesen Zeiten umgeben von Expert:innen und Prophet:innen, die angeblich alle ganz genau wissen, was wie wann kommen wird. Ich weiß das leider nicht“, sagt der seit vielen Jahren in der Kulturarbeit engagierte Pfarrer, „und so lebe ich mit dieser Unsicherheit, der Hoffnung auf bessere Bedingungen und auch der Enttäuschung über ihre Verzögerung.“
Und manchmal wird ihm die Entscheidung auch von Künstler:innen-Seite aus der Hand genommen – wie etwa bei dem für den 23. April verabredeten neuerlichen Konzert des bekannten Singer-Songwriters David Knopfler in Löhne: da wurden schon im Februar alle 46 Konzerte seiner Europa-Tournee abgesagt und auf das kommende Jahr verschoben. Dann wird Birkelbach selbst nicht mehr im Dienst sein, aber er hofft sehr, dass Andere diesen Nachholtermin betreuen – und er selbst würde gerne als Besucher dabei sein, weil auch die Knopfler-Konzerte immer etwas ganz Besonderes sind.
Aber das sind für ihn und die vielen Fans der Kulturarbeit des Kirchenkreises auch nicht nur die Projekte mit großen Namen, sondern auch die Veranstaltungen mit weniger bekannten Künstler:innen, die in den letzten Monaten abgesagt werden mussten, oder spezielle Veranstaltungsformate wie die Reihe ‚Kirchen+Kino‘ oder die ‚KulTouren‘, die derzeit gar nicht möglich sind. „Das ist in jedem einzelnen Fall ganz schade und kann nach meinem Verständnis auch durch Streaming-Angebote und Ähnliches nicht ersetzt werden. Aber wir hoffen weiter das Beste, tun unsererseits alles dafür und freuen uns auf neue Begegnungen im reichen Beziehungsfeld von Kirche und Kultur“, so Birkelbach.