Wie das Corona-Virus die Kulturarbeit auf den Kopf gestellt hat

Von Hundert auf (beinahe) Null: Kulturarbeit in Corona-Zeiten - Hartmut Birkelbach berichtet

Erstellt am 15.06.2020

von Hartmut Birkelbach, Pfarrer für Kulturarbeit

Wie in fast allen anderen Bereichen unseres Lebens, so hat die ‚Corona-Pandemie‘ auch im Bereich der Kulturarbeit unseres Kirchenkreises vieles durcheinander gebracht, mussten und müssen viele Planungen revidiert, Vorhaben abgesagt und Projekte neu geplant werden – konkret seit dem 15. März bislang zehn "KuK!"-Veranstaltungen: vier Konzerte, zwei Konzertlesungen, ein besonderer Gottesdienst, zwei Kino-Abende und eine Tagesfahrt. 

Das ist natürlich in jedem Einzelfall ganz, ganz schade und auch mit mancherlei Problemen und viel Arbeit verbunden, aber ich bin sehr dankbar für alles Verständnis bei den Interessierten und das ausgesprochen gute Einvernehmen mit den beteiligten Künstler*innen im Umgang mit dieser Situation! Für Letztere bedeuten diese Absagen ja auch finanzielle Einbußen, die für Einige von ihnen nur schwer zu verkraften sind – etwa für die Mitglieder des jungen Ensembles ‚Voktett Hannover‘, die noch ganz am Anfang ihrer freiberuflichen Tätigkeit als Sänger*innen stehen. Zum Glück konnte noch für dieses Jahr ein Ersatztermin verabredet werden und können wir dieses großartige Vokalensemble nun am 11. Oktober um 17.00 Uhr in der Ev. Kirche in Eidinghausen erleben – und das ist natürlich vor allem ein Glücksfall für uns! 

Zu den abgesagten Konzerten gehört auch eines mit dem führenden deutschen Blechbläserensemble, das seit vielen Jahren auch international Maßstäbe setzt: das Ensemble ‚German Brass‘. Für dessen Mitglieder tun sich durch die Absage keine finanziellen Nöte auf, aber es ist natürlich nicht einfach, mit diesem sehr gefragten und weltweit konzertierenden Ensemble einen neuen Termin zu verabreden – und so freuen wir uns sehr, dass das für den 28. Mai nächsten Jahres gelungen ist! Und die geplante spannende „PopKulTour“-Tagesfahrt werden wir im kommenden Jahr (05.06.21) auch nachholen können – wie schön!

In anderen Fällen war eine solche Verschiebung leider nicht möglich: die beiden letzten Kino-Abende in der Staffel 2019/20 von ‚Kirchen+Kino‘ mussten ersatzlos entfallen, aber wir hoffen sehr, dass wir am 7. September mit einem Kino-Gottesdienst (den unser Kreiskantor József Opicz und die Violinistin Gerlind Tautorus musikalisch gestalten) und der Präsentation eines großartigen französischen Spielfilms („Der Glanz der Unsichtbaren“) die neue Staffel dieser beliebten Reihe eröffnen können.   Für die Konzerte mit Martin Schmidt und Gästen in der Auferstehungskirche am Kurpark und dem Ensemble ‚Huldrelokkk‘ in Werste konnten keine Nachholtermine gefunden werden, aber hoffentlich werden auch diese wunderbaren Künstler*innen bald mal wieder in unserer Region zu erleben sein!    Ebenso musste jetzt die Konzertlesung „Literatur und Widerstand“ zum Beginn des Internationalen Literaturfestes ‚Poetische Quellen 2020‘ abgesagt werden, die natürlich auch nicht „nachgeholt“ werden kann, weil sie auf das Thema des diesjährigen Literaturfestes ausgerichtet war, das diesmal in einer ganz anderen und verkürzten Form stattfinden muss. 

Und wie alle anderen Gottesdienste, so musste leider auch der Gottesdienst in der Reihe „Ma(h)l anders“ am diesjährigen Gründonnerstag ausfallen. Er sollte ja im Zusammenhang der Ausstellung stehen, die vom 1. März bis zum 19. April in der ‚Auferstehungskirche am Kurpark‘ in Bad Oeynhausen gezeigt wurde: „Jeder Mensch trägt eine Krone“. So bedauerlich es ist, dass in der diesjährigen Passions- und Osterzeit so viele Gottesdienste und andere Veranstaltungen ausfallen mussten, so betrachte ich es doch als ein besonderes Geschenk, dass wir in dieser Zeit gerade diese Ausstellung in dieser offenen Kirche im Herzen Bad Oeynhausens zeigen durften. Natürlich konnte niemand ahnen, dass der Ausstellungstitel jetzt eine so fatale Doppeldeutigkeit bekam, weil 'corona' ja auch 'Krone' heißt. Aber vielleicht war es ja gerade in diesem Zusammenhang besonders wichtig, sich an den anderen und eigentlichen Sinn dieses Ausstellungstitels zu erinnern, der auf die unverlierbare Würde und den unüberbietbaren Wert eines jeden Menschen verweist. 

Jedenfalls freuen wir uns sehr über die vielen, vielen Rückmeldungen, die uns zeigen, dass zahlreiche Menschen genau diese Botschaft in den Arbeiten von Ralf Knoblauch erkannt haben! Und auch in Gesprächen über die bemerkens- und bedenkenswerten Äußerungen unseres Bundestagspräsidenten Wolfgang Schäuble hinsichtlich eines falsch verstandenen Gesundheitskultes und der menschlichen Würde als höchstem Wert unseres Grundgesetzes wurde immer wieder auf diese besondere Ausstellung Bezug genommen, die das Thema unserer von Gott geschenkten Würde ja auch in politische und weltweite Bezüge stellte – nicht zuletzt mit Blick auf die ‚Corona-Krise‘.

Leider musste die in diesem Zusammenhang geplante Konzertlesung „Das Kreuz wie eine Krone tragen“ mit Texten von Pfarrerin Antje Eltzner-Silaschi und Musik von Katharina Ehlenbröker-Tönnies (Flöte) und Ariane Kahl-Gärtner (Harfe) auch abgesagt werden, aber wir freuen uns sehr, dass sie im kommenden Jahr am 26. März nachgeholt werden kann – dann im Zusammenhang einer Ausstellung zum Thema „Was ist der Mensch?“, die wir vom 7. März bis zum 18. April 2021 in der Auferstehungskirche planen. 

Die beiden letzten Kino-Abende in der Staffel 2019/20 von ‚Kirchen+Kino‘ mussten ersatzlos entfallen.

Ausstellung mitten in der Corona-Krise: „Jeder Mensch trägt eine Krone“ mit Skulpturen von Ralf Knoblauch‚ in der Auferstehungskirche am Kurpark in Bad Oeynhausen.

Planungen für 2020 laufen

Tja, so planen wir weiter – und wissen doch vielleicht heute mehr denn je, wie vorläufig all unser Planen und wie zerbrechlich alle unsere Vorhaben sind, auch in der Kulturarbeit. So planen wir auch dort alles, wie es im Neuen Testament heißt, immer unter dem Vorbehalt „so Gott will und wir leben“, aber zugleich in dem Wissen, dass wir Menschen gerade inmitten aller Krisen gute Kulturangebote brauchen: „Unterbrechungen des Alltäglichen“, die uns in einem guten Sinne auf andere Gedanken bringen und neue Impulse für unser Leben und unseren Glauben geben! Natürlich kann (und sollte!) man solche Kulturangebote auch ganz individuell und medial vermittelt genießen – aber hoffentlich bald auch wieder live und gemeinsam!

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