Es ist ganz still in der Auferstehungskirche. Und das, obwohl rund 300 Besucher gekommen waren, um sich das „Sestetto Stradivari“ aus Rom anzuhören. Die sechs Musiker aus Rom musizierten liebe- und temperamentvoll auf ihren Instrumenten, die den einzigartigen Klang des Geigenbauers Stradivari in den Kirchraum holten.
Jeweils im Doppelpack waren die Musikerinnen und Musiker aus Rom in die Kurstadt gereist: David Romano und Marlène Prodigo mit ihren Violinen; Raffaele Mallozzi und David Bursack mit zwei Violas und Diego Romano und Sara Gentile hatten ihre Violoncellos im Gepäck. Alle rund 300 Jahre alten Instrumente vom legendären Geigenbauer Antonio Giacomo Stradivari aus Italien sind von unschätzbarem Wert.
Schon als die sechs Musiker durch den Mittelgang zu ihren Plätzen im Altarraum der Auferstehungskirche am Kurpark schritten, war die Erwartung des Publikums spürbar. Auch Pfarrer Hartmut Birkelbach vom Kulturreferat „KuK!“ des Kirchenkreises Vlotho, der die Gäste und das Publikum zu Beginn begrüßte, brachte noch einmal seine Freude darüber zum Ausdruck, dass es gelungen war, dieses renommierte Ensemble bei seiner ersten Deutschlandtournee für ein Konzert in der Kurstadt zu gewinnen.
Die sechs Instrumentalisten spielen nicht nur die angeblich „besten Geigen der Welt“, sondern bewiesen während des Konzertes ihr spielerisches Talent. Das erkannte auch Kirchenkreis-Kantor József Opicz, der nach dem Konzert nahezu sprachlos war: „So etwas habe ich schon lange nicht mehr gehört. Obwohl die Künstler auf sechs Streichinstrumenten gespielt haben, wirkte es wie aus einem Guss; als wäre nur ein riesiges Instrument im Raum“, schwärmt der Kantor. Während des rund zweistündigen Konzertes herrschte im Kirchraum eine ganz besondere Atmosphäre. Kein Räuspern, kein Handyklingeln und kein Applaus zwischen den einzelnen Sätzen. Es schien so, als würden alle Zuhörer völlig in den warmen Geigenklang abtauchen und für zwei Stunden alles um sich herum vergessen. Der besondere Klang der Stradivari-Geigen sei wirklich einzigartig, betont Kreiskantor József Opicz: „Die besondere Bauweise Stradivari’s erzeugt einen unglaublich warmen und vollen Klang.“ Die vom Sextett ausgewählten Stücke taten ihr Übriges, denn laut Opicz seien das „Streichsextett Nr. 1 in B-Dur, opus 18“ von Johannes Brahms und das „Sextett in d-moll, opus 70 (Souvenir de Florence)“ von Pjotr Iljitch Tschaikowsky extrem anspruchsvoll. Der Kantor und Chorleiter, der im September in der Altstadtgemeinde seinen Dienst angetreten hat und selbst Geige spielt, war beeindruckt von der Leichtigkeit, mit der die Italiener gespielt haben: „An einigen Stellen konnte man das italienische Temperament beim Spielen sehen. Wie sich die Künstler angeschaut und nur mit ihren Blicken verständigen konnten, war wirklich beeindruckend.“ An vielen Passagen klangen die sechs Instrumente zusammen wie ein gemeinsamer Klangkörper.
Im zweiten Teil des Konzertes mit dem „Souvenir de Florence“ von Pjotr Iljitch Tschaikowsky folgten dann auf sehr ruhige Momente extrem klangvolle Sätze, die das Publikum am Ende von den Sitzen rissen. Als Dankeschön gab es vom Sestetto Stradivari eine Zugabe, ein Werk des italienischen Komponisten Luigi Boccherini.
Das Sestetto Stradivari, bestehend aus Mitgliedern des Orchestra dell’ Accademia Nazionale di Santa Cecilia in Rom, wurde im Dezember 2001 anlässlich einer Konzerteinladung zur internationalen Ausstellung „L’arte del Violino” in Rom gegründet. Seitdem sind die sechs Musiker in den großen Konzerthäusern in Europa, den Vereinigten Staaten und Asien unterwegs. Ihre CD-Einspielung Schönberg-Tschaikowsky war im Jahr 2015 für den Grammy Award nominiert.