Konzertsolistin Mirjana Petercol begeistert mit alter Musik in Vlotho: Sakrale Gesänge über heilige Frauen

Erstellt am 19.02.2024

Von Gabriela Peschke

Hand aufs Herz: Wer hätte gewusst, was ein Portativ ist? Die Besucher in St. Johannis in Vlotho sind jedenfalls staunend um das Instrument von Mirjana Petercol herumgeschlichen.

Das Geheimnis hat die Künstlerin selbst gelüftet, gleich zu Beginn ihres Konzerts am Samstag (17. Februar), als sie mit ihrem neuen Programm „Sancta et Santissima“ in Vlotho zu Gast war. Ihr Begleitinstrument an diesem Abend sei die „Urahnin der heutigen Orgel“ als mobile Version im Miniaturformat, erklärte Mirjana Petercol. Und da sich der Name vom Lateinischen „portare“ ableitet, was „tragen“ bedeutet, heißt die „Huckepack-Orgel“ also „Portativ“.

Mit zwei Oktaven Tonumfang sei das leichtgewichtige Instrument ideal für den künstlerischen Schwerpunkt der mittelalterlichen Musik, der sie seit ihrem Magister-Abschluss an der Folkwang-Universität der Künste in Essen nicht losgelassen habe, versicherte die gebürtige Kroatin.

So kam das handverlesene Publikum am Freitag gleich in zweifacher Hinsicht in einen besonderen Genuss: Als examinierte Konzertsolistin präsentierte die 57-Jährige ausgewählte Psalmvertonungen, die dem Leben heiliger Frauen gewidmet waren. Zu ihrem eindrucksvollen Sakralgesang begleitete sie sich zudem selbst auf dem Portativ. Das Instrument auf dem linken Knie, bediente sie mit der rechten Hand das Manual und mit der linken Hand zog sie den Balg, um den Pfeifen die notwendige Luft zuzuführen.

Nicht nur optisch ein außergewöhnliches Erlebnis, sondern vor allem akustisch ein selten gehörter Kunstgenuss: In klaren hochschwingenden Tönen erklang der Lobpreis in lateinischer Sprache, dazu die Orgelbegleitung wie ein zarter Klangteppich. Die Johanniskirche mit ihrem wabenförmigen Bau bot dazu den idealen Klangraum, und ihre überschaubare Größe gab den Darbietungen den Rahmen eines intimen Kammerkonzerts.

Verstehen musste man die Worte nicht unbedingt, sondern konnte sich tragen lassen von dem stimmungsvollen Ganzen. Mit kurzen Erklärungen half Mirjana Petercol den Zuhörern aber vor jeder Rezitation auf die Sprünge: „Im frühen Christentum haben heilige Frauen und Bekennerinnen für ihren Glauben gelitten. Im Mittelalter haben große Frauen Klöster und Bewegungen gegründet. Durch die Jahrhunderte sind ihre Namen und Taten bewahrt worden.“

Die heilige Cäcilia, Patronin der Kirchenmusik, war hier genauso vertreten wie die Klostergründerin Gertrudis, eine Verwandte Karls des Großen. Auf Santa Lucia, die legendäre Lichtbringerin, folgte Maria Magdalena. Auch zu der 2012 heiliggesprochenen Kirchenlehrerin und Klostergründerin Hildegard von Bingen präsentierte Mirjana Petercol eindrucksvollen spirituellen Gesang, ebenso zu der bekannten Mystikerin Theresa von Avila.

Für den außergewöhnlichen Konzertgenuss, der mit einem Hymnus an die Gottesmutter Maria („Ave Stella Maris“) seinen Ausklang fand, gab es reichlich dankbaren Applaus.